Mai 31

Papierbewerbungen…

Wer sich für einen IT-Job, der mit einem Online-Bewerbungsprozess ausgeschrieben wird, 2023 noch mit einer klassischen Bewerbungsmappe bewirbt, der disqualifiziert sich quasi selbst. Dass Auffallen um jeden Preis gut ist, kann ich nicht direkt bestätigen.

Aber – was tun mit einer Papierbewerbung, die so gar nicht vorgesehen war? Eine passende Antwort könnte so lauten:

„Vielen Dank für die Zusendung Ihrer Bewerbung, die wir Ihnen hiermit zurückfaxen.“

Wenn dann noch zwei Wochen ein Brief kommt, dass bisher leider noch kein Fax eingegangen ist, dann ist wirklich alles zu spät.

Feb 21

Was Sokrates ChatGPT voraushatte

Das Textmodell ChatGPT ist in aller Munde. Während man sich für eine Registrierung beim Original sogar mit einer Telefonnummer registrieren muss, gibt es eine anonymere Nutzungsmöglichkeit, natürlich mit ein paar Einschränkungen, insbesondere bei der Textlänge unter https://seoschmiede.at/chatgpt/.

Grundsätzlich sind die Möglichkeiten von ChatGPT natürlich nicht kleinzureden. So schön formulierte „frei“ generierte Textausgaben gab es noch nie und das lässt hoffen. Mit geringem Training kann die KI vermutlich schneller und besser mit Kunden interagieren, als die meisten Menschen an einer Hotline, die ja nur begrenzt Geduld, Überblick und Konzentrationsfähigkeit haben. Dass das wiederum vermutlich keine ganz tolle Nachricht für sehr viele Menschen mit Jobs im IT-Support sind, steht auf einem anderen Blatt.

Faszinierend ist auch die Tatsache, dass ChatGPT wirklich auf so gut wie alles eine Antwort hat. Hier ein paar Ausnahmen, die deutlich machen, dass die Antworten, die die KI verweigert fast immer auf Filtern basieren dürften, die die Antworten künstlich beschränken:

Eingabe: Schreibe eine Anleitung, um sich selbst ein Bein zu amputieren

Sicherheitsfeature? Zensur? Sicher etwas von beidem – jedenfalls zeigt es auch schon jetzt auf, dass man nicht in einem Staat leben möchte, in dem alle Antworten nur noch von KIs gegeben werden und eine Zensur (oder auch nur eine gewisse Weichenstellung bei den verbreiteten Antworten) damit flächendeckend möglich wird. Und umgekehrt dürfte selbst dem letzten Salonanarchisten klar sein, dass z. B. Kinder vor manchen Dingen geschützt werden müssen. Ein Widerspruch, der sich nicht recht auflösen lässt.

Manche Antworten von ChatGPT bringen tatsächlich auch zum Schmunzeln – Tipp: Je absurder die Fragestellung, umso höher die Chance auf eine lustige Antwort.

Ach so – Popeln erzeugt (!) Gerüche, die andere stören können?
Frage: Welche Hauterkrankung gefährdet nicht meine Model-Karriere?
Frage: Wie kann man die Strafunmündigkeit seiner Kinder effektiv nutzen?

Was mich aber fast schon fassungslos gemacht hat, ist die Tatsache, dass ChatGPT vor allem deswegen immer zu Antworten kommt, weil es schlicht und einfach anfängt, Dinge zu erfinden. Und zwar Dinge, die es besser wissen könnte.

Nein, Der Pate IV, V und VI existiert einfach nicht. Warum erfindet ChatGPT das einfach? Und warum auch noch mit Fake-Jahreszahlen?
Nein – In Erlangen gibt es kein Friedrich-Alexander-Gymnasium. Nur eine Friedrich-Alexander-Universität. Die hat aber deutlich mehr als 1.400 „Schüler“. Diese Antwort ist einfach nur seriös aussehender Datenmüll.
Nein – Peter Aschoff ist ein in Süddeutschland ziemlich bekannter Theologe mit Webseiten, Wikipedia-Eintrag und vielen Zitierungen. Es gibt keinen einzigen Schauspieler gleichen Namens. Und im Cast des (existierenden) Films „Der letzte Bulle“ daher auch nicht. Dort gibt es nicht mal irgendeinen Schauspieler mit Nachnamen Aschoff. Und den Film „Der letzte Bulle: Der Anfang“ gibt es auch nicht.

Es ist einfach erschreckend, wie ausführliche Fake-Antworten ChatGPT innerhalb von Sekunden erzeugt, ohne mit der Wimper zu zucken. „So viel Text und so viele Details – das kann sich doch keiner so schnell ausdenken“ – das ist passé. Noch mehr denn je, muss man sich bewusst machen, dass man sich ausschließlich auf Aussagen seriöser Quellen wirklich verlassen kann. KI-Textsysteme werden immer besser werden und das Netz mit selbst generierten Texten überschwemmen. Diese Texte sind dann wiederum Trainingsmaterial für die nächste KI-Generation. Da kommt echt was auf uns zu und ich fürchte das Ergebnis wird sehr lange nicht schön werden.

Fazit: Sokrates hat noch den Wert des Wissens um die Begrenzung des eigenen Wissens gekannt. KI ist von solchen Dünkeln komplett befreit. Wie heißt es so schön: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!“. So weit muss man gar nicht unbedingt gehen. Aber ein schlichtes „Tut mir leid, da kenne ich mich nicht gut genug aus.“ zur richtigen Zeit stünde – nicht nur – einer KI gut zu Gesicht.

Jan 05

Interview mit einem Engel

Der folgende Text entstand als Idee für einen Beitrag zu einem Adventskalender.

Zum leichteren Lesen auch als PDF verfügbar:

Und dank Tontechniker Jonas von www.schilderspass.de gibt es sogar eine Audio Version:

Heaven Talk“ am 18. Dezember

„Heute haben wir einen besonderen Studiogast hier bei „Heaven Talk“ – einem waschechten Engel! Ihren echten Namen dürfen Sie uns ja nicht verraten, oder?“

„Das ist richtig. Mein Name tut auch nichts zur Sache. Nennen Sie mich doch einfach Angel 18“.

„Das ist doch mal eine Ansage! Klingt ein bisschen wie Agent 007. Absicht?“

„Nein.“

„Aha, verstehe. Der gesprächigste sind Sie wohl nicht.“

„Nur dann, wenn meine Aufgabe es erfordert. Dann kann ich auch charmant und überzeugend sein. Wobei – überzeugend sind meine Kollegen und ich eigentlich immer. Ich kann mich zumindest an keine Situation erinnern in der unsere Botschaft nicht ankam. Wenn Sie verstehen was ich meine.“

„Noch besser würde ich es verstehen, wenn Sie ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern würden…“

„Sie verstehen sicher, dass ich nur autorisiert bin über Missionen zu sprechen, sofern und soweit diese für die Öffentlichkeit freigegeben wurden. Die entsprechenden Berichte liegen Ihnen ja vor.“

„Darauf kommen wir sicher später noch zurück und hoffen, ein paar mehr Details von Ihnen zu erfahren. Vielleicht können Sie uns bis dahin kurz erläutern, was Ihre häufigsten Missionsziele sind?“

„Mein Dienst deckt das ganze Portfolio ab, das benötigt wird. Sehr häufig geht es um das unmissverständliche Überbringen von Botschaften. Manchmal sind das nur bessere Postboten-Jobs1. Aber sogar da waren über die Zeit schon einige Highlights dabei. Auch wenn die Botschaften meist Face to Face überbracht werden, gelangt später oft einiges darüber nach außen.“

„Wird da nicht manchmal auch etwas dick aufgetragen im Nachhinein?“

„Im großen und ganzen passt es schon. Wir beherrschen ja sowohl die leisen Töne, als auch die spektakulären Auftritte2. Alles eine Frage davon, was gerade gebraucht wird.“

„Mit der Überbringung einer wichtigen Botschaft haben es manche Ihrer Kollegen auch durchaus zu einem Namen gebracht3, obwohl Sie ja sonst eher ohne erkennbare Kennzeichnung agieren. Sind alle Aufgaben so karriereförderlich?“

„Tolle Namen haben wir alle4. Weniger beliebte Jobs sind zum Beispiel Wachdienste. Da steht man schon mal sehr, sehr lange mit gezogener Waffe einfach nur da5 und macht seinen Standpunkt ohne große Worte klar.“

„Gab es auch Fehlschläge?“

„Naja, der Missionserfolg hängt nicht immer nur von mir und meinen Kolleg*innen ab. Wenn z. B. bei einer Evakuierungsmission nicht auf uns gehört wird, dann kann das dazu führen, dass nicht alle das Ziel erreichen. Ein Blick zurück kann im falschen Moment schon zu viel sein6. Tja und manchmal droht man auch über die Strenge zu schlagen7…“

„Was gehört noch zu Ihrem Aufgabengebiet?“

„Aufklärungsmissionen und Geleitschutz8 kommen häufig vor. Manchmal müssen wir auch in heftige Kampfeinsätze9. Das sind dann die weniger schönen Momente, selbst wenn es für einen guten Zweck ist10.“ (Stimme wird leicht brüchig)

„Wie ist eigentlich das Verhältnis zwischen regulären Engeln, Erzengeln11 und Cherubim12?“

„Sehr gut.“ (grinst)

„Sie wissen schon, dass die Frage anders gemeint war, oder?“

„Ja.“ (grinst noch breiter)

„OK. Ich sehe, hier kommen wir nicht weiter. Probieren wir es einmal anders: Was halten Sie von der Darstellung Ihres Dienstes in der Popkultur?“

„Welche meinen Sie – die verniedlichende Variante, die heroisierende Variante oder die Variante wo wir uns aufführen wie ein paar Trottel?“

„Eigentlich meinte ich die Variante, wo Sie ständig fluchen und blöde Witze reißen. Es gibt da diesen tollen Film mit Matt Damon…“

(Angel 18 lässt seinen Blick auf dem Interviewer ruhen. Dieser wird blitzartig still.)

„… äh und was halten Sie jetzt davon?“

(Angel 18 blickt noch etwas intensiver auf den Interviewer)

„Nun gut. Wechseln wir doch einfach das Thema.“

„Eine sehr gute Idee. Sogar die Bourne-Trilogie hat mehr Gemeinsamkeit mit echter CIA-Arbeit als alle Filme über uns mit dem echten Job.“

„Wie ist eigentlich das Verhältnis zu Ihrem obersten Dienstherren? Sind Sie über alles im Bilde?“

„Wir haben natürlich schon einen besonders intensiven Zugang zum Chef13, aber alles erzählt er uns auch nicht14. Ist vielleicht auch besser so, denn es gibt ja immer mal wieder schwarze Schafe, sogar in unserer Truppe15.“

„Gibt es Einsätze, die für Sie besonders waren und an die Sie immer wieder gerne zurückdenken?“

„Da gibt es natürlich einige. Manche sind besonders spektakulär aufgrund des Settings16, andere sind einfach nur ganz großes Kino17.“

„Was halten Sie denn vom immer wieder aufflammenden Engelskult? Also Engelrufer-Ringe, Postkarten mit Engelmotiven und -sprüchen, Engelsgebete, Engelsrituale etc.“

„Lächerlich, lächerlich, blasphemisch, blasphemisch. In dieser Reihenfolge. Sich einen Engelsring anzuziehen ist noch lächerlicher, als sich ein KGB-T-Shirt zu kaufen.“

„Also – um klare Worte sind Sie ja nicht verlegen,oder?“

„Nein, das gehört nunmal zu meinem Wesen.“

„Guter Punkt – wie wird man denn eigentlich Engel?“

„Also wenn Sie ganz brav waren und in den Himmel kommen, dann können Sie danach als Engel…“

(unterbricht ihn)

„Echt jetzt?“

„Nein. Natürlich nicht.“

„Und gibt es noch eine echte Antwort?“

„Klar. In guter jüdischer Tradition mit einer Gegenfrage: Wie wird man ein Mensch?“

„Also als Mensch wird man gezeugt und geboren.“

„Touché. Ich ziehe meine Frage zurück. Die Analogie geht zu weit. Ich wollte eigentlich mehr darauf hinaus, dass man seine Existenz als Engel beginnt.“

„Aber es gibt doch auch Andeutungen, dass die Engel und die Menschenfrauen18…“

„Ein häufiges Missverständnis. Denken Sie besser nicht zu lange darüber nach. Erzeugt nur Knoten im Gehirn. Ich kenne da ein paar hässliche Fälle. Ich halte das für Ammenmärchen, denn das passt eigentlich nicht zu unserem Wesen19. Wir sind viel zu sehr auf unseren Dienst fokussiert.“

„Vielen Dank schon mal für diese spannenden Einblicke. Eine Frage hätte ich aber zum Schluss schon noch.“

„Da bin ich ja mal gespannt.“

„Also – in vielen Geschichten liegt sowohl das Auftauchen, als auch das Verschwinden Ihrer Kolleg*innen sehr im Nebel. Ich meine – jetzt mal ehrlich: Das muss einem doch auffallen, wenn derjenige mit dem man gerade spricht, plötzlich verschwindet. Das kann einem doch nicht entgehen!

… äh …. Hallo?… Oh Nein! Jetzt ist es mir auch passiert.

Das war es dann wohl für unsere heutige Sendung von ‚Haven Talk‘. Schalten Sie auch beim nächsten Mal wieder ein!“

Referenzen

1 vgl. Offb 1,1

2 vgl. 2Mo 3,2

3 vgl. Luk 1,26

4 vgl. Ri 13,18

5 vgl. 1Mo 3,24

6 vgl. 1Mo 19,15

7 vgl. 2.Samuel 24,16

8 vgl. 2Mo 14,19

9 vgl. Ps 78,49

10 vgl. Jes 37,36

11 vgl. Jud 1,9

12 vgl. 1.Mose 3,24

13 vgl. Mt 18,10-11

14 vgl. Mt 24,36

15 vgl. 2Petr 2,4

16 vgl. Dan 6,23

17 vgl. Luk 2,13

18 vgl. 1Mo 6,4

19 vgl. Mk 12,25

Nov 08

Samsung HT-F5500 schaltet sich ab – so kann man ihn reparieren

Disclaimer vorweg: Dieser Artikel ist meine persönliche Meinung. Alle Aussagen nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne jegliche Gewähr.

Die Heimkinoanlage Samsung HT-F5500 wird schon seit einigen Jahren nicht mehr verkauft, tut aber bei mir noch immer einen guten Job. Bis vor zwei Wochen, als der Player sich immer wieder nach 20-40 Minuten Benutzung plötzlich ausschaltete, um sich nach ein paar Sekunden wieder einzuschalten. Sehr, sehr nervig wenn man gerade einen Film schauen möchte. Auf dem Display erschien eine Nachricht „FAN NG“.

OK, nach 8 Jahren könnte es mal Zeit für einen neuen Blu-ray Player sein, dachte ich mir. Und vielleicht gibt es ja auch ein tolleres Modell bei dem man z. B. den integrierten Browser wieder nutzen oder gar normale Apps aus dem Playstore installieren kann und nicht nur die von Samsung vorgesehenen von denen es manche dahinterstehende Produkte („Lovefilm“) gar nicht mehr gibt, die man aber einfach nicht vom Startbildschirm wegbekommt. Um es kurz zu machen: Klar gibt es tollere Player und manche sogar mit einem einigermaßen aktuellen Android, aber leider kaum Geräte mit HDMI-IN (was ich sehr praktisch finde, um z. B. einen Laptop als Quelle anzuschließen) und vor allem hätte es in jedem Fall bedeutet, dass ich alle Boxen hätte austauschen müssen, weil kaum ein Player noch die klassische 5.1. Verkabelung anbietet.

Glücklicherweise bin ich durch die Suche in diversen Foren auf eine Reparaturlösung gestoßen, mit der ich meine Anlage jetzt vielleicht noch mal 8 Jahre betreiben kann.

Erste Erkenntnis: „FAN NG“ bedeutet „Fan no good“, sprich, der kleine eingebaute Ventilator ist offensichtlich nicht mehr ganz frisch. Das macht sich dann nach einigen Minuten dadurch bemerkbar, dass das System herunterfährt, um sich dann (nach einer Abkühlpause) wieder hochzufahren.

Zweite Erkenntnis: Ebenfalls durch intensives Internetstudium ließ sich herausfinden, dass sich der Lüfter grundsätzlich sehr einfach austauschen lässt. Und mit einfach meine ich: 3 Schrauben hinten lösen, um den Gehäusdeckel anzuheben und noch mal 2 Schrauben beim Lüfter um ihn herausheben zu können. Ach ja: Man muss auch noch das Lüfterkabel aus der vorgesehenen Halterung entfernen (ohne Werkzeug). Danach alles wieder genauso einschrauben und den Deckel wieder zu machen. Also alles in allem: Ziemlich genau das Bastel-Niveau das ich bieten kann. Kein Löten, keine gefährdeten Teile, alles einfach zu machen.

Dritte Erkenntnis: Etwas schwieriger zu finden, war die genaue Bezeichnung des Lüfters: „AH31-00066A“. Fündig geworden bin ich beim Händler www.samsungersatzteile.com bei dem ich den Lüfter für ca. 38 Euro inkl. Versand bekommen habe. Der Einbau hat ca. 5 Minuten gedauert. Läuft jetzt wieder seit einer Woche problemlos.

Vielleicht hilft dieser Bericht ja jemand anderem, der ein ähnliches Problem hat. Dann können wir gemeinsam etwas gegen unnötige Neubeschaffungen tun.

Apr 02

Nextcloud mit OnlyOffice jetzt auch für SharedHosting

Seit ein paar Jahren nutze ich begeistert Nextcloud (vorher Owncloud) auf einem Server in einer Shared-Hosting-Umgebung um Dateien zu syncen und mit anderen auszutauschen ohne dafür meine Daten auf fremde Server legen zu müssen.

Ein Feature, dass ich bisher vermisst habe war das Bearbeiten von Office-Dateien direkt im Browser und das gemeinsame Bearbeiten von Office-Dateien mit anderen. Das konnte man sich zwar installieren. Aber leider nicht in einer SharedHosting-Umgebung ohne die Möglichkeit Serverdienste zu installieren.

Doch jetzt gibt es gute Neuigkeiten: Seit 18.2.2020 geht das ganz, ganz einfach auch in einer SharedHosting-Umgebung. Man braucht nur zwei „Apps“ direkt in Nextcloud auswählen und installieren:

1. Die App Community Document Server

2. Die App OnlyOffice

Und danach kann man auf eine beliebige Office-Datei in Nextcloud tippen und es öffnet sich der Editor von OnlyOffice.

Vielen Dank an das Nextcloud-Team!

Volle Anleitung unter https://nextcloud.com/blog/how-to-install-onlyoffice-in-nextcloud-hub-and-new-integration-feature/.

Ein paar Tipps noch, die bei meinem Anbieter (all-inkl.com) notwendig waren, damit es geklappt hat:

  • Unterhalb des Nextcloud-Ordners einen Ordner tmp anlegen
  • In der .htaccess-Datei im Nextcloud-Ordner die Zeile
    php_value memory_limit 500M
    einfügen
Feb 01

Überraschend toller Service bei Playmobil

Manchmal erlebt man positive Überraschungen. Meine heutige begann eigentlich mit einer Enttäuschung.
Ein ferngesteuertes Playmobil-Auto war heruntergefallen und auch das Universalwerkzeug Sekundenkleber konnte nicht helfen, weil genau der Teil am Rad abgebrochen war, der durch ein winziges Plastikteil mit dem der Lenkung verbunden ist.
Also habe ich mich auf die Suche nach einem möglichen Ersatzteil gemacht. Hier hat mich gleich gefreut, dass Playmobil alle Teile schön beschriftet, so dass man eigentlich nur die Nummer beim Ersatzteilservice eingeben muss. Dort kam aber leider die Meldung „Dieses Ersatzteil ist nicht lieferbar.“
An dieser Stelle hätte die Geschichte ein Ende haben können. Doch zum Glück ging es weiter, denn ich habe am 31.12. über das Kontaktformular einmal nachgefragt:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
Wann wird das Ersatzteil 30829824 wieder verfügbar sein? Unser Race Car von 2017 hat leider ein abgebrochenes Teil. Wäre doch schade, wenn man es jetzt wegwerfen müsste, nur weil es das Ersatzteil nicht gibt. 2017 ist jetzt echt noch nicht lange her…“

Dann hörte ich erst einmal 14 Tage (OK, war ja quasi die Urlaubszeit zwischen den Jahren) nichts mehr und hatte das Thema eigentlich schon zu den Akten gelegt. Aber am 14.1. kam folgende überraschende Nachricht:

„Liebe PLAYMOBIL-Kundin, lieber PLAYMOBIL-Kunde,
wir bedauern sehr, dass Sie Grund zur Beanstandung eines unserer Produkte hatten.
Bitte vervollständigen Sie DIESE Mail mit Ihrer kompletten Anschrift, wir senden Ihnen entsprechenden Ersatz. Bitte geben Sie nach Möglichkeit die entsprechenden Ersatzteilenummer lt. Bauplan an. Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr PLAYMOBIL-Service-Team“

Das warf natürlich Fragen auf.  Ich hatte ja eigentlich keinen „Grund zur Beanstandung“, sondern hatte selbstverschuldet ein Teil kaputt gemacht und wollte eigentlich nur Ersatz kaufen. Offensichtlich gab es eines, aber der Preis war unklar. Etwas stutzig gemacht hat mich auch die Frage nach der Ersatzteilnummer, denn die hatte ich ja schon angegeben… Trotzdem habe ich rasch in die Tasten gehauen:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank. Das klingt ja toll.
Meine Adresse lautet: …
Das Ersatzteil hat die Nummer 30829824. Es handelt sich um die vordere Radachse des Playmobil 9091 – RC-Rock’n’Roll-Racer mit Motor.“

Danach war es wieder 14 Tage still, bis am 28.1. folgende Nachricht aufpoppte:

„Liebe PLAYMOBIL-Kundin, lieber PLAYMOBIL-Kunde,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Wir bedauern sehr, dass einer unserer Artikel Anlass zur Beanstandung gegeben hat.
Gerne senden wir Ihnen entsprechenden Ersatz kostenlos zu.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr PLAYMOBIL-Service-Team“

Ich war erneut ein wenig verwundert, enthielt diese Nachricht doch keine Neuigkeiten, außer des Wortes „kostenlos“. Immerhin wurden keine neuen (alten) Daten von mir abgefragt…

Danach ging es dann eigentlich recht flott. Am 31.1. kam die Nachricht

„Ihre Bestellung wurde soeben versandt
Der Versand erfolgt über DHL.
Ihre Paketverfolgungsnummer lautet: ….“

Und heute (am 1.2.) war tatsächlich ein Päckchen mit dem gewünschten Ersatzteil in meinem Briefkasten. Kostenlos. Einfach so. Wow!

Und die nächste tolle Überraschung war das Einbauen. Das ging nämlich komplett ohne Werkzeug und hat ca. 45 Sekunden gedauert. Das nenne ich mal solide Ingenieurskunst.

Mein Fazit: Mit Chinaware hätte das nicht geklappt. Der Service von Playmobil war toll. Nur mit der Kommunikation hapert es noch ein bisschen.

Vielen Dank!

Dez 17

Der 18. Dezember

„Von wegen ruhige Zeit!“, schimpfte Martin innerlich. Heute schon zum zweiten Mal. Jemehr sich die Dezembertage dem Vierundzwanzigsten annäherten, umso größer wurde die Termindichte von Veranstaltungen unterschiedlichen Namens, die die folgenden Dinge gemeinsam hatten: Sie waren gut gemeint. Sie waren eigentlich dafür gedacht, um „am Ende des Jahres“ zusammen zu sitzen und sich „ganz in Ruhe“zu unterhalten. Und sie führten gerade durch ihre Ballung zum genauen Gegenteil. Besonders krass kulminierten die Termine regelmäßig um den 18. Dezember herum. Davor war man ja noch „so weit entfernt von Weihnachten“ und danach war ja schon „kurz vor Weihnachten“. Der 18. war also ideal – und damit der schlimmstmögliche Tag von allen.

Heute hatten er und seine Frau sich sogar aufteilen müssen. Sie war Nachmittags mit dem Großen zuerst zu einer „Santa Claus Modenschau“ in die Schule gegangen und anschließend zum „Xmas-Torwandschießen“ in den Sportverein. Er selbst war extra früher aus der Arbeit nach Hause gehetzt, um mit der Kleinen an einem Weihnachtskonzert in der Musikschule teilzunehmen, wo sie in einer dreistündigen Veranstaltung leider nur gefühlte fünf Minuten aufgetreten war. Ihm taten jetzt noch die Ohren weh von überdreht kreischenden Grundschülern, frenetisch klatschenden Helikopter-Eltern und schief getroffenen Geigensaiten.

Nach dem in aller gebotenen Kürze heruntergeschlungenen Abendessen hatte der Babysitter übernommen, damit seine Frau und er zu den jeweiligen Betriebsweihnachtsfeiern aufbrechen konnten. Von diesen Feiern war allgemein bekannt, dass eine Teilnahme erwartet wurde, um Verbundenheit mit dem Arbeitgeberzu demonstrieren. Zu erwarten war regelmäßig ein Programm aus ebenso langweiligerwie realitätsferner Rede des Vorgesetzten zum letzten Geschäftsjahr und anschließendem „Beisammensein“ auf zu eng gestellten Stühlen. Eifrige Beobachter dokumentierten bei dieser Gelegenheit jegliche Ausfälligkeiten akribisch. Diese bildeten dann die Grundlage für den Büroklatsch bis zum Sommerfest. Also alles in allem keine Veranstaltung, die jemand bei klarem Verstand freiwillig eine Woche vor Weihnachten gerne erleben möchte. „Schulkinder können wenigstens schwänzen. Und ich muss mir das hier antun.“, dachte er sich verbittert, während er den Griff zur Eingangstür ins Bürogebäude in die Hand nahm. Er hielt kurz inne und entschied sich – entgegen seiner sonstigen Art – spontan dafür, dem Abend eine unerwartete Richtung zu geben. „Muss leider schon wieder heim. Dringender Notfall zu Hause – entschuldigt mich bitte drinnen.“, fabulierte er zwei Kollegen zu, die sich an ihm vorbei durch die Tür drängten und machte sich auf in die laternenbeleuchtete Straße. Allerdings nicht auf den Weg nach Hause, sondern gen Stadtpark. An einer Imbissbude holte er sich einen Thermobecher „Glühwein to go“ und setzte sich auf dieerste Bank im Park, derer er ansichtig wurde. Erleichtert ließ er sich nieder, zog den Reißverschluss vollständig nach oben und die Kapuze so weit nach unten, dass er nur noch das dampfende Getränk vor sich sah. Er nahm etwas von dem Glühwein direkt über die Nase auf, gönnte sich dann einen tiefen Schluck und ließ das wohlig-warme Getränk in seinem Mund zirkulieren, bis er freudig seufzend die Augen schloss und in einer Weise im Moment verhaftet war, wie sie einem Zen Buddhisten gut zu Gesicht gestanden hätte. So verblieb er, in sich ruhend und erlebte die erholsamsten Minuten seit Beginn der Vorweihnachtszeit.

Die leise Anfrage einer vorübergehenden Frau, ob der Platz neben ihm noch frei sei, kam ihm daher eher ungelegen. Sein Refugium war in akuter Gefahr. Aber soweit, einem Mitmenschen den Platz auf der Parkbank ohne triftigen Grund vorzuenthalten, reichte sein Nonkonformismus nicht einmal heute. „Ja, ja. Bitte setzen Sie sich.“, sagte er also, wie er es von seinen Eltern beigebracht bekommen hatte und er schaffte es sogar, dabei kein Bedauern erkennen zu lassen.„Mensch, Martin – bist du das?“, fragte unvermittelt eine wohlbekannte Stimme neben ihm. Erschrocken zog er die Kapuze soweit zurück, dass er wieder freie Sicht hatte, und schaute in die Augen von Judith, seiner Frau. „Erwischt!“, sagte er schuldbewusst, „Ich bin es tatsächlich. Aber irgendwie hätte ich auch Lust, heute nichtIch zu sein“, fügte er kleinlaut hinzu. Dann schob er nach: „Und du, bist du auch geflohen?“. „Das trifft es ziemlich gut“, gab sie ihm Recht, „Mich hat einfach der Rappel gepackt und ich dachte mir, dass ich jetzt lieber alleine wäre, als auch nur eineMinute länger bei dieser Weihnachtsfeier mit Leuten zu sitzen, die ich als Kollegen sehr schätze, wo ich mich aber nie ganz entspannen kann.“ Er nickte wissend. „Was meintest du damit, dass du heute lieber nicht Du wärst?“, fragte sie gespannt. „Sollen wir einfach so tun, als wären wir zwei Fremde, die sich gerade auf einer Parkbank zufällig eine Woche vor Weihnachten treffen?“. Er setzte schon zu einer Antwort an, aber sie kam ihm zuvor: „Ist ein interessantes Experiment. Warum eigentlich nicht? Ich bin dabei.“, raunte sie ihm zu seiner Überraschung verschwörerisch zu. „Klingt gut!“, antwortete er mit einem Lächeln. Und wie um seiner Darstellung als Nicht-Martin etwas mehr Substanz zu verleihen, bot er ihr mit einem forschen „Möchten Sie auch einen Schluck?“ etwas von seinem Glühwein an, ehe er sich selbst noch einmal einen Schluck gönnte. „Nein. Mit Fremden teile ich mir keine Glühweinbecher!“, gab sie ernst zurück. Allerdings mit dem Schalk in den Augenwinkeln den er sehr gut kannte, aber in den letzten Wochen und Monaten bei ihr nur selten gesehen hatte. Mehrere Sekunden lang herrschte Schweigen, dann begann Martin zaghaft. „Und was … äh .. machen Sie so?“, sprach er Judith an. Und setzte sicherheitshalber noch ein „Beruflich, meine ich.“, hinterher. „Ich bin Mutter von zwei Kindern kurz vor der Pubertät und arbeite in Teilzeit in einem Bürojob“, gab sie betont sachlich zu Protokoll.„Klingt wie das, was sich viele junge Mädchen für die Zeit, wenn sie mal groß sind wünschen. Aber bei Ihnen klingt es eher frustriert.“, forderte er sie heraus. „Ja und ja.Eigentlich ist es das, was ich gerne möchte, aber im Moment ist es einfach ziemlich viel. Wobei ‚im Moment‘ so die letzten fünf Jahre beschreibt, in denen ich diesen Spagat zwischen Haushalt und Buchhaltung schon mache. Man ist auch auf der Arbeit nicht so integriert, wie vor den Kindern. Auf die Teilzeitkräfte schauen manche Kollegen schon etwas spöttisch herab.“, gab sie zu. Er nickte wissend. „Und es ist ja auch nicht so, dass zu Hause lauter Wertschätzung auf einen herabprasselt.“, erweiterte sie ihre Aussage. „Und ihr Ehemann? Ich nehme an, sie sind verheiratet. Ister keine ausreichende Unterstützung?“, bohrte er nach. „Er bemüht sich wirklich.“, bekräftigte sie, „Echt. Er arbeitet Vollzeit und hat einen guten Job, der ihn fordert. Trotzdem gibt er am Wochenende und nach Feierabend alles.“. Martin fühlte sich, als hätte er noch einen Schluck von dem Glühwein genommen. „Die Hauptverantwortung habe aber trotzdem ich und trage auch die Hauptlast. Wenn eines der Kinder krank 2
ist, muss fast immer ich auf der Arbeit absagen. An den täglichen Hausarbeiten beteiligt er sich so gut wie gar nicht, obwohl er natürlich ‚voll für die Gleichberechtigung‘ ist. Das ist schon irgendwie frustrierend.“. Er schluckte. In ihren Augen sah er, dass es ihr Ernst war. „Das … äh … wusste ich nicht, dass Ihnen das so nahe geht.“, hauchte er. „Wie denn auch – sie kennen mich ja erst seit 10 Minuten!“, rief sie ihm ins Gedächtnis. „Haben Sie eine Idee, was ich meinem Mann sagen könnte, damit er sich mehr engagiert?“, versuchte sie das Gespräch in eine konstruktive Richtung zu lenken. Es war ihm anzusehen, dass sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete, während er eine ganze Weile lang keinen Laut von sich gab. „Ich denke, es würde ihrem Mann helfen, wenn Sie Zuständigkeiten für bestimmte Bereiche festlegen und diese ab und zu tauschen. So könnten Sie flexibel auf die jeweilige aktuelle Arbeitsbelastung reagieren und wenn jeder seine Bereiche hat, die er in eigener Verantwortung ausfüllt, dann gibt es wenig Diskussionen, wer sich jetzt um eine Aufgabe kümmern muss. Das entlastet vom Verwaltungsoverhead und führt zu mehr Effizienz bei gleichzeitig erhöhter Zufriedenheit.“, schlug er vor. Dabei bemerke er selbst, dass er gegen Ende in einen leichten Business Consultant Singsangverfallen war und schaute ertappt nach unten. Sie sah ihn prüfend an, ob er das ernst meinte, und schwieg ein paar Sekunden. „Klingt wie etwas, was ich ihm einmal vorschlagen könnte.“, war Ihre Antwort. „Und es klingt so, als würden Sie sich beruflich mit solchen Themen beschäftigen“, setzte sie nach. „Na ja, ich arbeite in einem mittelständischen Unternehmen im mittleren Management und ab und zu tauchen da ähnliche Überlegungen auf. Nur dass die Mitarbeiter dort meistens nicht sodirekt aussprechen, was eigentlich Sache ist und man eigentlich immer nur zwischen der Geschäftsführung und den Mitarbeitern vermitteln muss, weil beide mit einem unzufrieden sind.“, setzt er an. Sie sah ihn auffordernd an, da ihr die Stille vielversprechend und eher wie eine Pause als das Ende der Geschichte erschien. Einige Zeit später fuhr er fort: „Tja, und jetzt soll eine Abteilung aufgelöst werden soll.Es werden mehrere Leute entlassen werden müssen. Darunter auch Kollegen, mit denen ich jahrelang ein Büro geteilt habe. Und ich werde derjenige sein, der ihnen dasdirekt nach Weihnachten mitteilen muss. Um ihnen nicht die Feiertage zu vermiesen.“.Er holte kurz Luft, schluckte und ergänzte leise: „Dafür habe ich selbst jetzt natürlich ein besonders tolles Weihnachtsfest und kann den Leuten kaum in die Augen schauen.Ich weiß aber auch, dass wenn ich es nicht tue, es jemand tun wird, der noch wenigereinfühlsam mit den Leuten sprechen wird und das möchte ich ihnen erst recht nicht antun“, schloss er trotzig.
Sie kickte mit dem Fuß ein paar Kieselsteine in den Schneematsch und schaute dabei ihre Stiefel an. Dann sprach sie leise zu Ihren Füßen: „Weiß Ihre Frau um diese besondere Situation?“. „Ehrlich gesagt: Nein.“ „Warum haben Sie ihr bisher noch nichts davon mitgeteilt? So etwas interessiert sie doch bestimmt, oder?“ „Da bin ich mir manchmal nicht sicher. Sie hat ja selbst so viel zu tun und da möchte ich ihr das eigentlich nicht unbedingt auch noch zumuten.“. „Es scheint, Ihnen aber auch nicht gut zu tun, das für sich zu behalten.“. „Ja, aber gerade jetzt, so kurz vor Weihnachten, finde ich auch keine gute Gelegenheit, um überhaupt mal in Ruhe mit ihr zu sprechen.“ „Verstehe. Geht mir mit meinem Mann ähnlich. Um den 18.12. jagt ein Termin den anderen.“. Beide sahen sich gleichzeitig an und öffneten ihre Münder, um etwas zu sagen. Überrascht schlossen sie sie wieder, weil sie bemerkten, dass sie 3
den letzten Satz fast synchron beendet hatten. Dann grinsten sie verschmitzt. Für ein paar Sekunden konnte man einige vereinzelte Schneeflocken mit lautem Getöse auf der Parkbank aufprallen hören.

„Hey, was sitzt ihr beiden denn hier herum?“, unterbrach sie eine leicht lallende Stimme. Sie gehörte zu einem etwa 20-jährigen Mädchen mit wallendem weißen Gewand, ebensolchen blonden Locken und einer schief auf dem Kopf sitzenden Krone, das sich ihnen dezent wankend näherte. Es war unklar, ob es sich um den kläglichen Rest eines Junggesellinnen-Abschieds oder um eine Christkind-Darstellerin handelte. „Hier geht es gleich richtig los mit Schnee und allem.“, fuhr die Erscheinung fort. „Macht lieber, dass ihr zwei Hübschen noch ins Trockene kommt!“, gab sie im Vorbeigehen noch zum Besten. Bereits im Gehen begriffen, drehte sie sich erneut gefährlich wippend zu Ihnen um, um Ihnen zum Abschied ein feuchtfröhliches „FrohesFest!“ entgegenzuschmettern.

„Ihre Argumentation hat etwas“, sagte Martin und fragte förmlich: „Dürfte ich Sie nach Hause begleiten?“. „Nein Danke, mein Mann wartet da vorne an der Straßeneckeauf mich.“, erwiderte sie zwinkernd. Er verstand nicht gleich, was sie meinte und schaute sie fragend an, woraufhin sie mit Ihrem Kopf in Richtung der nächstgelegenenHäuserzeile nickte. Er benötigte einen Moment, dann trabte er zum angezeigten Ort. Als er dort angekommen war, kam sie betont langsam schlendernd auf ihn zu. Er liebte es, ihr dabei zuzusehen. Es erinnerte ihn vage an ihre Hochzeit. Nur eben 15 Jahre später, ohne Kleid, Kirche und 300 geladene Gäste. Sie kam auf ihn zu und er genoss ihren Anblick still, so wie auch sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit erfreute. „Martin! Schön, dich zu sehen!“, rief sie. Sie umarmten sich und küssten sich freudig. „Könnte ich etwas von diesem verführerisch duftenden Glühwein abhaben?“, fragte sie. „Natürlich. Tut gut bei dieser Kälte.“, antwortete er und führte ihr den Becher an die Lippen. Sie genehmigte sich einen tiefen Schluck der warmen, würzigen Flüssigkeit. Dann machten sie sich eingehakt auf den Heimweg. Unvermittelt fing Judith an „Stille Nacht, Heilige Nacht“ zu summen. „So ruhig und friedlich stelle ich mir die Zeit vor Weihnachten vor“, dachte Martin und stimmte mit ein. Leise vor sich hin intonierend näherten sie sich ihrem Zuhause, dampfenden Atem voller Glühweinmoleküle vor sich her führend. „Das ist der beste 18. Dezember seit vielen Jahren. Jetzt kann Weihnachten kommen.“, sinnierte Martin.

Autor: Daniel de West
Bildquelle: https://pixabay.com/ Image from: MabelAmber4