Feb 21

Was Sokrates ChatGPT voraushatte

Das Textmodell ChatGPT ist in aller Munde. Während man sich für eine Registrierung beim Original sogar mit einer Telefonnummer registrieren muss, gibt es eine anonymere Nutzungsmöglichkeit, natürlich mit ein paar Einschränkungen, insbesondere bei der Textlänge unter https://seoschmiede.at/chatgpt/.

Grundsätzlich sind die Möglichkeiten von ChatGPT natürlich nicht kleinzureden. So schön formulierte „frei“ generierte Textausgaben gab es noch nie und das lässt hoffen. Mit geringem Training kann die KI vermutlich schneller und besser mit Kunden interagieren, als die meisten Menschen an einer Hotline, die ja nur begrenzt Geduld, Überblick und Konzentrationsfähigkeit haben. Dass das wiederum vermutlich keine ganz tolle Nachricht für sehr viele Menschen mit Jobs im IT-Support sind, steht auf einem anderen Blatt.

Faszinierend ist auch die Tatsache, dass ChatGPT wirklich auf so gut wie alles eine Antwort hat. Hier ein paar Ausnahmen, die deutlich machen, dass die Antworten, die die KI verweigert fast immer auf Filtern basieren dürften, die die Antworten künstlich beschränken:

Eingabe: Schreibe eine Anleitung, um sich selbst ein Bein zu amputieren

Sicherheitsfeature? Zensur? Sicher etwas von beidem – jedenfalls zeigt es auch schon jetzt auf, dass man nicht in einem Staat leben möchte, in dem alle Antworten nur noch von KIs gegeben werden und eine Zensur (oder auch nur eine gewisse Weichenstellung bei den verbreiteten Antworten) damit flächendeckend möglich wird. Und umgekehrt dürfte selbst dem letzten Salonanarchisten klar sein, dass z. B. Kinder vor manchen Dingen geschützt werden müssen. Ein Widerspruch, der sich nicht recht auflösen lässt.

Manche Antworten von ChatGPT bringen tatsächlich auch zum Schmunzeln – Tipp: Je absurder die Fragestellung, umso höher die Chance auf eine lustige Antwort.

Ach so – Popeln erzeugt (!) Gerüche, die andere stören können?
Frage: Welche Hauterkrankung gefährdet nicht meine Model-Karriere?
Frage: Wie kann man die Strafunmündigkeit seiner Kinder effektiv nutzen?

Was mich aber fast schon fassungslos gemacht hat, ist die Tatsache, dass ChatGPT vor allem deswegen immer zu Antworten kommt, weil es schlicht und einfach anfängt, Dinge zu erfinden. Und zwar Dinge, die es besser wissen könnte.

Nein, Der Pate IV, V und VI existiert einfach nicht. Warum erfindet ChatGPT das einfach? Und warum auch noch mit Fake-Jahreszahlen?
Nein – In Erlangen gibt es kein Friedrich-Alexander-Gymnasium. Nur eine Friedrich-Alexander-Universität. Die hat aber deutlich mehr als 1.400 „Schüler“. Diese Antwort ist einfach nur seriös aussehender Datenmüll.
Nein – Peter Aschoff ist ein in Süddeutschland ziemlich bekannter Theologe mit Webseiten, Wikipedia-Eintrag und vielen Zitierungen. Es gibt keinen einzigen Schauspieler gleichen Namens. Und im Cast des (existierenden) Films „Der letzte Bulle“ daher auch nicht. Dort gibt es nicht mal irgendeinen Schauspieler mit Nachnamen Aschoff. Und den Film „Der letzte Bulle: Der Anfang“ gibt es auch nicht.

Es ist einfach erschreckend, wie ausführliche Fake-Antworten ChatGPT innerhalb von Sekunden erzeugt, ohne mit der Wimper zu zucken. „So viel Text und so viele Details – das kann sich doch keiner so schnell ausdenken“ – das ist passé. Noch mehr denn je, muss man sich bewusst machen, dass man sich ausschließlich auf Aussagen seriöser Quellen wirklich verlassen kann. KI-Textsysteme werden immer besser werden und das Netz mit selbst generierten Texten überschwemmen. Diese Texte sind dann wiederum Trainingsmaterial für die nächste KI-Generation. Da kommt echt was auf uns zu und ich fürchte das Ergebnis wird sehr lange nicht schön werden.

Fazit: Sokrates hat noch den Wert des Wissens um die Begrenzung des eigenen Wissens gekannt. KI ist von solchen Dünkeln komplett befreit. Wie heißt es so schön: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!“. So weit muss man gar nicht unbedingt gehen. Aber ein schlichtes „Tut mir leid, da kenne ich mich nicht gut genug aus.“ zur richtigen Zeit stünde – nicht nur – einer KI gut zu Gesicht.

Aug 18

Wegen eines Cappuccino per Du?

FrüherTM war alles einfach: Wer sich nicht kannte Siezte sich und wer schon einmal „zusammen die Treppe heruntergefallen“ war duzte sich – oder auch nicht. Ob Du oder Sie musste dabei keinerlei Aussagekraft darüber haben, was man vom anderen hielt und erst recht keine Wertung enthalten.
Um mit jemandem per du zu werden mit dem man nur eine rein geschäftliche Verbindung hatte musste dabei viel passieren.
Aber Kaufvertrag und Trinkgeld sind nun mal Vertrauenssache. Und auf Ihrer langen Suche nach Möglichkeiten um den Profit zu steigern wird in vielen Geschäften und Restaurants Pseudo-Nähe und Placebo-Vertraulichkeit durch bedingungsloses Duzen hergestellt. Aber offensichtlich stößt nicht nur mir das übel auf. Einige Läden haben jetzt durch Tischampeln reagiert und fragen jetzt ganz unverblümt:

„Möchtest du gesietzt werden oder möchten Sie geduzt werden?“

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Da weiß man eigentlich gar nicht worüber man sich mehr ärgern soll: Die Blödheit dieser Fragestellung oder den Versuch einen Fehler zu verschlimmbessern.
Vielleicht werde ich aber auch einfach nur alt.