Aug 31

Mark Winegardner: The Godfather’s Revenge

Die drei „Der Pate-Filme“ zählen zu meinen Lieblingsfilmen. Der Autor Mario Puzo hat neben dem Buch „Der Pate“ auch noch diverse andere im Umfeld der Mafia verfasst.
Über eines davon („The Sicilian„) wurde hier ja auch schon berichtet.
Der Autor Mark Winegardner hat nach Puzos Tod 2 offiziell im gleichen „Universum“ spielende Bücher veröffentlicht. Eines davon ist „The Godfather’s Revenge“. Zeitlich ist es laut einer Grafik im Buch zwischen den Filmen II und III angesiedelt. Es spielen die aus den Filmen bekannten Charaktere und einige neue Figuren eine Rolle.
Worum geht es?
Der Verräter Nick Geraci ist weiterhin auf der Flucht und versucht immer wieder Michael Corleone in die Suppe zu spucken. Dieser wiederum setzt diverse seiner Gefolgsleute auf die Fahndung an. Zusätzlich gerät Michael innerhalb der Familienoberhäupter unter Druck, da der Bruder des von ihm ursprünglich unterstützten amerikanischen Präsidenten in seinem Amt als General Attorny der Mafia den Kampf angesagt und mehrere Dons durch rabiate Aktionen vor den Kopf gestossen hat. Tom Hagen muss neben der Arbeit an der Lösung dieses Problems auch mal wieder zum Besuch beim Produzenten Jack Woltz (der jetzt nicht mehr auf Pferde steht) antreten, um die Karriere von Johnny Fontane wieder in Schwung zu bringen.
Erzählt wird nebenbei auch noch etwas darüber, wie Tom Hagen wirklich zu den Corleones kam und was er so treibt, wenn er gerade keine unabweisbaren Angebote macht. Michael kommt eher wenig vor, dafür ein paar neue wichtige Hauptfiguren.

Und – wie war’s?
Sprachlich und atmosphärisch gelingt es Winegardner an Mario Puzo anzuknüpfen. Leider heisst das auch, dessen deftige Ausdrucksweise zu übernehmen. Über weite Strecken passiert nicht übermäßig viel. Zumindest scheint es so. Hinter den Kulissen brodelt es dafür dann doch und die Bedeutung mancher Aktionen wird einem auch erst im Nachhinein bewusst. Inhaltlich sind die Parallelen zum echten Leben mit den Kennedy-Brüdern und Frank Sinatra schon fast zu überdeutlich. Natürlich ist das Buch fiktiv, aber teilweise so nah dran an den Fakten, die man über die genannten Persönlichkeiten weiß, dass es einem schon zu denken gibt. Mindestens hundert der ca. tausend Verschwörungstheorien zum Mord an JFK nennen ja auch die Mafia als einen der Mitauftragsgeber des Mordes.
Ich würde nicht sagen, dass es sehr viel Spaß gemacht hat das Buch zu lesen (dafür war es mir zu sehr mit Abartigkeiten gespickt), aber es bietet tolle Hintergrundinformationen zu den bekannten Charakteren.

The Godfather’s Revenge gibt es auf englisch oder auf deutsch bei Amazon.

Aug 16

Ken Follett: Der Mann aus St. Petersburg

Ken Follett hat eine unglaubliche Menge an erfolgreichen Büchern geschrieben. Die bekanntesten sind sicher „Die Säulen der Erde“ oder „Die Nadel“ (mit der er den internationalen Durchbruch erzielte). Umso interessanter, dass Follett in seinem Vorwort zu diesem, seinem ersten Buch explizit darauf eingeht, dass es ein ziemlicher Flop war, er sich aber sehr dadurch ermutigt fühlte, dass es ins Deutsche übersetzt wurde.

Worum geht’s?
England kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges. Ein englischer Graf verhandelt mit einem russischen Fürsten über Unterstützung durch Russland. Ein russischer Attentäter will den Fürsten umbringen, um die Verhandlungen zum Scheitern zu bringen. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den ehemaligen Geliebten der Frau des Grafen, die von ihren Gefühlen hin- und hergerissen nicht weiß wie sie sich verhalten soll. Um das ganze noch komplizierter zu machen, fühlt sich die Tochter der Gräfin von dem Attentäter seltsam angezogen, was ausgerechnet mit ihrer Entdeckung der menschlichen Fortpflanzung und des Programms der Frauenrechtlerinnen zusammen trifft. Chaos ist vorprogrammiert.

Und – wie war’s?
So wirr und unglaubwürdig wie der Plot klingt ist er leider auch. Ken Follett zeigt hier in seinem ersten Roman bereits alles, was er später auch immer wieder anwenden wird: Frauen im Gefühlschaos, Männer die noch echte Männer sind, historisches Hintergrundwissen, Erzählen aus ständig wechselnder Ich-Perspektive und eine gewisse Neigung zu expliziten sexuellen Darstellungen. Seine Bücher sind trotz (oder vielleicht gerade wegen) dieser spannenden, aber einfach gestrickten Mischung leicht zu lesen und für ein breites Publikum attraktiv. Wenn man aber nach jeder Einführung eines Charakters schon weiß, in welcher der 10 Ken-Follett-Schubladen sie einzuordnen ist, sollte man mal wieder eine Pause machen. Enid Blyton für Erwachsene, würde ich mal sagen.

Ken Follett: Der Mann aus St. Petersburg

Aug 14

Iain Banks: Das Spiel Azad

Schon das Cover macht deutlich, dass dieses Buch erstens einige Jahre auf dem Buckel hat und zweitens nie für einen Massenmarkt gedacht war, sondern gezielt eine Zielgruppe ansprechen soll, die auch Perry Rhodan liest (dessen Cover sehr ähnlich aussehen). Also eigentlich kein Buch, das mich im Laden sofort angesprungen hätte. Aber dank eines Kollegen konnte ich es doch mit in den Urlaub nehmen.

Worum geht’s?
Ein professioneller Spieler stellt sich der ultimativen Herausforderung: einer Kultur, die ihre Würden- und Entscheidungsträger durch ein Spiel ermittelt. Das gesamte Leben der Bewohner ist auf dieses Spiel ausgerichtet und dennoch macht er als Außenseiter eine erstaunliche gute Figur. Immer mehr durschaut er jedoch die dunklen Machenschaften des Staates, der seine Bürger unterdrückt und dessen herrschende Elite auf bizarre Weise den eigenen Vorteil sucht. Doch auch die eigene Kultur, die ihn zu diesem Spiel geschickt hat, scheint immer offensichtlicher eigene Interessen zu verfolgen. Und schließlich ist nicht von ungefähr damit zu rechnen, dass ein zu guter Spieler neben Neid auch blanken Hass in seinen Gegnern hervorruft, deren ganzes Leben sich um das „Spiel Azad“ dreht…

Und wie war es?
Anfangs war es schwer in das Buch hineinzukommen. Sehr viel wird vorausgesetzt, bzw. bewusst nicht näher erläutert. Viele Ideen sind ungewöhnlich, was gleichzeitig gut und anstrengend ist. Mit 442 Seiten kein großer Wälzer aber gehaltvoll. Ein Buch, das nach dem Lesen noch etwas nachschwingt, weil man über einige Gedanken noch etwas sinnieren muss.

Aug 01

J.K. Rowling: Harry Potter and the Deathly Hallows

Lange erwartet, rechtzeitig vorbestellt und geliefert und jetzt endlich auch fertig gelesen – der neue, letzte Harry Potter. Während der schwache Band 5 gerade im Kino läuft, konnte man sich noch mal richtig in die zauberhafte Welt der J.K. Rowling einstimmen. Doch mit einem heiteren Kinderbuch hat die Serie schon länger nichts mehr zu tun – es wird auf Leben und Tod gekämpft und viele Theorien wurden im Vorfeld gewälzt, wie es denn wohl ausgehen wird.

Die Story
Harry hat von Dumbledore gegen Ende von Band 6 einiges darüber gelernt, was er tun muss, um Lord Voldemord endgültig besiegen zu können. Doch der entfaltet bereits seine Macht, übernimmt das Ministerium und führt Gesetze gegen Muggle ein, die frappierend an die sog. Nürnberger Gesetze erinnern. Während grausame Death-Eater Sadisten die Kinder im Internat Hogwarts quälen und ein Killerkommando nach dem anderen sich auf die Jagd nach Harry und seinen Getreuen macht, zweifelt dieser immer mehr an den Motiven Dumbledores.
Das Finale wird hier natürlich nicht verraten, aber man kann sich schon leibhaftig vorstellen, wie es wohl im Kino aussehen wird.
Angenehm dabei, dass das Ende wirklich endgültig ist und sich die Autorin keine Hintertüre offen gelassen hat.

Meine Meinung
Gar nicht einfach, den millionenfachen Erwartungen gerecht zu werden und einen würdigen Abschluß für die Serie zu finden, der nicht nur altes wieder neu aufbackt, aber gleichzeitig nicht zu viel Neues bringt. Und das ist der Autorin wirklich gut gelungen. Das erste Drittel schwächelt etwas, aber dann steigt die Spannung und man möchte das Buch gar nicht mehr weglegen. Ein toller Abschluß!

Wer des englischen mächtig ist, kommt jetzt schon in den Genuß von „Harry Potter and the Deathly Hallows„, alle anderen müssen bis zum 27. Oktober auf „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ warten.

Jul 05

Walter Moers: Ensel und Krete

Untertitel: Ein Marchen Aus Zamonien Von Hildegunst Von Mythenmetz

Wie der Titel unschwer erkennen lässt, handelt es sich um eine Abwandlung des Märchens von Hänsel und Grete im Umfeld von Zamonien. Als fiktiver Autor wird Hildegunst von Mythenmetz angeführt, der wohl bedeutendste Autor Zamoniens aller Zeiten. Sein Name steht stellvertretend für viele andere absurd-skurrile Einfälle und Namensgebungen im Buch. Der – erste Teil – seiner im Buch enthaltenen Biographie enthält bereits 3 äußerst erfolgreiche Comebacks und man darf gespannt sein, was der Rest seines Lebens noch für Steigerungen beinhaltet. Auch der Beginn des Buches, in dem die Familienfreizeit-Idylle „Buntingen“ (ein von friedlichen Buntbären betriebenes Familienerholungsgebiet in einem riesigen Waldgebiet) ist absolut kurzweilig zu lesen und offenbart die schier unerschöpfliche Kreativität des Autors.
Leider lässt das Buch im weiteren Verlauf stark nach. Die Geschichte kommt ebenso wie die sich verlaufenden Geschwister nicht recht vorwärts und man verliert als Leser etwas die Lust. Wären da nicht die legendären „Mythenmetzschen Abschweifungen“, willkürlich durch den Autor eingefügte Kommentare im laufenden Text, die sich schon mal über mehrere Seiten erstrecken und im zweiten Teil oftmals interessanter sind als die Rahmengeschichte.

Mein Fazit: Nicht das beste Buch aus dem Zamonien-Zyklus und mit 10 Euro für 255 Seiten überteuert. Aber trotzdem ganz nett.

Ensel und Krete: Ein Marchen Aus Zamonien Von Hildegunst Von Mythenmetz“ gibt es für 9,90 Euro bei Amazon. Übrigens auch als Hörbuch auf 6 CDs.

Jun 28

Moviekritik zu „Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis“

Der Titel lässt schlimmes vermuten, doch nachdem etliche Kritiken sich positiv über den Film der Shaun of the dead-Macher geäußert haben, wagte auch ich mit einem Kollegen den Gang ins Kino. Der gute Trailer hat natürlich auch seinen Teil zur Entscheidungsfindung beigetragen. Und wir wurden keineswegs enttäuscht – ein sehenswerter Cop-Film-Verarschungs-Film. Mehr darüber unter www.moviekritik.de.

Jun 26

Neal Stephenson: Snow Crash

Mit diesem Buch wurde Neal Stephenson berühmt. Ich bin gleich mit seinem dritten Buch „Cryptonomicon“ eingestiegen, das ich schlicht für ein Meisterwerk der Nerd-Literatur halte. Nun aber zur Sache:

Die Story
Snow Crash ist ein Virus, das es auf Hacker abgesehen hat, da diese Binärcode verstehen können. Ein Virus aus sumerischen Zeiten (vor der babylonischen Sprachverwirrung) kann unter Umgehung aller bewussten sprachlichen Mittel direkt den Hirnstamm programmieren. Ein ruchloser Bösewicht will damit, na was wohl, die Weltherrschaft an sich reißen. Daran gehindert wird er von einer Skate-Kurierin und dem letzten freiberuflichen Hacker (der nebenbei auch noch der weltbeste Schwertkämpfer ist) und der Mafia (die mangels Gesetzen und Staatsformen) legal ist.
Mit von der Partei ist noch ein Aleut (seines Zeichens weltbester Harpunier), diverse Lamettas, eine undurchsichtige Schönheit und viele andere Figuren. Alles spielt in einem abgedrehten High-Tech-Cyberpunk-Universum und – und das ist der Clou – im sog. „Metaversum“. Einer Art Internet mit virtueller Realität, in der man sich parallel zum Real-Life bewegen kann.

Was macht dieses Buch lesenswert?
Dieses Buch heute zu schreiben wäre schon eine ziemlich coole Sache – aber 1992 als 99% der Menschheit nicht geglaubt hätte, dass sie eine Woche ohne DSL nicht übersteht war es geradezu visionär. Das Buch sprudelt von Ideen, ist am Anfang etwas schwer zugänglich, entwickelt aber recht bald seinen eigenen Charme. Viele interessante Details sorgen auch beim wiederholten Lesen für Spaß und Entdeckerfreude. Außer man ist Pfingstler. Die kommen nämlich leider nicht sehr gut weg, da sie vom Bösewicht für ihre Zwecke eingespannt werden.

Snow Crash“ von Neal Stephenson gibt es als Taschenbuch für 9 Euro bei Amazon.