Ariana Franklin: Die Totenleserin

Wer sich je gefragt hat, warum das Mittelalter so oft mit „düster“ in Verbindung gebracht wird, der wird in Ariana Franklins (die eigentlich Diana Norman heißt) Historien-Leichenfledderei „Die Totenleserin“ darüber informiert (von Aufklärung möchte ich an dieser Stelle lieber nicht schreiben). Das durch Quincy, CSI und Katy Reichs bereits vorgebildete Publikum der Hobby-Leichenbeschauer erlebt zwar nur auf sehr wenigen Seiten des Buches etwas, was mit dem Titel zu tun hat. Aber klassische zu erwartende Versatzstücke des Genres dürfen natürlich nicht fehlen: Der fiese Serienmörder, die genialen detektivischen Kombinationen aus relativ geringen forensischen Spuren, die Bedrohung der Pathologin selbst und so weiter und so fort. Frage am Rande: Warum kann sich nur niemand einen Leichenbeschauer als jemanden vorstellen, der eine ziemlich eklige, aber im Grunde stinklangweilige Schreibtischarbeit hat und ganz sicher nie Kontakt zu einem Mörder hat, dessen Opfer er mal auf dem Tisch hatte?

Durch die Verbindung von CSI für Arme und dem Genre des Historischen Romans bleibt natürlich noch das weite Feld der „Gedanken einer super-aufgeklärten, aus unerfindlichen Umständen vollkommen von ihrer Umwelt unabhängigen, hyper-intelligenten, an-Männern-höchstens-ausnahmsweise-sexuell-interessierten Frau in einer mittelalterlichen Welt mit einer bösen Kirche und überhaupt ganz vielen bösen männlichen Wesen“. War das zu fies? Keine Ahnung, aber ungefähr so lächerlich kam mir das ständige Klagen über Mißstände, die wir heute natürlich als nicht hinnehmbar beklagen, die damals aber einfach normal waren vor. Mit einer „Totenleserin“ im engeren Sinne hat das Buch leider nur sehr wenig zu tun (da lieber weiter schön Katy Reichs lesen). Aus meiner Sicht bietet das Buch nichts, was irgendwie besonders wäre und ich kann mir den kleinen Hype darum nicht erklären.

Was man dem Buch zugute halten kann: Im Epilog werden die historischen Fakten und wo die Autorin davon abgewichen ist aufgeführt. Löblich!

„Die Totenleserin“ gibt es als Taschenbuch, als gebundene Ausgabe und als Hörbuch.

Es gibt eine deutsche Webseite zum Buch unter www.die-totenleserin.de. Dort übrigens eine nette Idee: Ein „Trailer“ zum Buch. Keine schlechte Idee und gar nicht so aufwändig.

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