Seit einigen Wochen bin ich Mitglied der örtlichen Stadtbücherei. Ein wichtiger Grund für mich war die große Auswahl an Comics, die ich bereits seit längerem dort durch das Schaufenster bewunderte. Moderne Graphic Novels haben mit Donald Duck noch ungefähr so viel zu tun ein VW Phaeton mit einem R 4. Ich bin seit langem sehr begeistert von den großen Ausdrucksmöglichkeiten, die Comics bieten. Allerdings sind mir die Preise für die Anschaffung deutlich zu teuer im Verhältnis zur Zeit, die ich zum Lesen brauche. Klar hat das aufgrund des qualitativ hochwertigen Drucks seinen Grund aber ohne die gute alte Stadtbibliothek könnte ich deutlich weniger der Neunten Kunst frönen.
In letzter Zeit habe ich zwei Graphic Novels gelesen, über die ich kurz berichten möchte:
Die Sache mit Sorge
Untertitel „Stalins Spion in Tokio“ schildert die letzten Lebensjahre von Richard Sorge, einem russischen Spion, der in Tokio tätig war und Stalin unter anderem den Angriff Deutschlands auf Russland vorhersagte. Da Stalin dies offensichtlich ignorierte wurde diese Sache lange Zeit totgeschwiegen, Sorge jedoch unter anderem in der DDR zum Helden stilisiert.
Mit relativ klassichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen lässt die vielfach ausgezeichnete Künstlerin Isabel Kreitz sowohl den frustrierten Spion, als auch einige andere Akteure aus der Tokioter Zeit zu Wort kommen. „Die Sache mit Sorge“ kostet 19,90 und hat 253 Seiten, die man aber an 1-2 Tagen gut lesen kann.
Blankets
Die Geschichte von Blankets ist gleichzeitig auch ein Teil der Geschichte von Craig Thompson selbst, der in der Provinz in Michigan aufwächst und durch die Bekanntschaft mit Raina zwei unvergessliche Wochen verlebt, die sein weiteres Leben beeinflussen. Der Künstler nutzt hier alle Möglichkeiten des Mediums aus und erzählt mit Worten und Bildern eine stimmungsgeladene poetische Geschichte, die gleichzeitig deprimierend, voller Lebensfreude und hoffnungsvoll ist. Die strikte Reihenfolge von Comic Strips wird zeitweilig außer Kraft gesetzt, die Anordnung von Bildern auf der Seite trägt mit zum Erzählstil bei. Wortgewaltige Seiten wechseln sich mit reinen Zeichnungen ab. Wer genau hinsieht kann auf jeder Seite winzige Details entdecken, die einfach stimmig wirken. Schriftarten und Schwärzegrad der 582 s/w-Seiten korrespondieren mit der Aussage. Kein Wunder, dass Blankets 2005 auf der Leipziger Buchmesse „Comic des Jahres“ wurde…
„Blankets“ gibt es auch als Taschenbuch leider nur für über 30 Euro…
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