Giovannino Guareschi: Don Camillo und seine Herde

Der zweite Band der Erfolgsserie der 50er Jahre aus der harten italienischen Bassa hielt auch wieder einige kleine Schätze parat. Dieses mal wusste ich besser als beim ersten Band, was mich tatsächlich erwartet. Wieder mal wird die europäische Nachkriegswelt im Gesamten als kleinen innerhalb eines italienischen Dorfes abgebildet. Die stalinistischen Anhänger des Bürgermeisters und „roten“ Parteiführers Peppone legen sich immer wieder mit dem konservativen Kirchenmann Don Camillo an, der es ebenfalls nicht lassen kann gegen die Gegenpartei zu sticheln. Und wie immer gilt: Der Begriff Hassliebe hat in diesem ungleichen Paar wohl sein deutlichstes Beispiel erhalten.

Die einzelnen Geschichten erzählen von vielen verschiedenen Themen, die im Dorf auftauchen. Oft geht es dabei um den Krieg und seine Nachwirkungen. Manche Geschichten enden auch alles andere als versöhnlich sondern mit tragischen Schicksalen, Selbstmorden und Unglücksfällen, die vermieden hätten werden können. Klassischer Punkt fast aller Geschichten ist eine Zwiesprache Don Camillos mit einem Kruzifix (als Don Camillo wegen einer schlimmen Schlägerei in ein Bergdorf versetzt wird, trägt er dieses übrigens eigenhändig eine unmenschliche Strecke bergauf), bei der regelmäßig Christus vom Kreuz den schlitzohrigen Priester hinters Licht führt.

Ein besonders nettes Beispiel für die im Buch immer wieder auftretende Haßliebe ist folgende Stelle:

„Die Leute krepieren hier vor Hunger, weil es keine Arbeit gibt“, sagte Manasca, der ein Schlaumeier war. „Ihr Proletarier mit euren roten Halstüchern seid aber auch eine so verfluchte Rasse, dass es wirklich eine Schande wäre, euch Arbeit zu geben.“
„Aber keine solche Nichtstuer-Kanaille wie ihr Herren“, antwortete Peppone friedlich. „Den Besten unter euch sollte man mit dem Darm des Schlechtesten erwürgen.“
Peppone und Menasca hatten jeden Tag bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr miteinander gerauft; begonnen hatten sie im Alter von drei Jahren. Sie waren große Freunde und verstanden sich sogleich. Peppone fragte ihn, worauf er eigentlich hinauswolle.

„Don Camillo und seine Herde“ gibt es sehr günstig gebraucht als Gebundenes Buch.

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