Pascal Croci: Auschwitz

Der in Frankreich lebende Zeichner Pascal Croci (der übrigens weder im deutschen noch im englischen Wikipedia einen Artikel hat!) hat sich eines heiklen Themas angenommen: „die erste realistische Graphic Novel über die Shoah beruhend auf den Aussagen von Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

Worum geht’s?
Eingebettet in eine kurze Rahmenhandlung, spielend während des Jugoslawien-Krieges (die ich ehrlich gesagt einfach nicht verstanden habe) erzählt ein Paar das Auschwitz überlebt hat sich gegenseitig in einer langen Rückblende die Dinge aus der KZ-Zeit, die es sich bisher noch nicht anvertraut hat. Dabei werden das ganze Ausmaß des Vernichtungslagers und die dahinter stehenden menschlichen Tragödien plastisch und eindrücklich mit den Mitteln einer Graphic Novel dargestellt.

Und – wie war’s
Das Anliegen des Zeichners ist sehr ambitioniert und weckt hohe Erwartungen. Andererseits hat man natürlich durch die Vielzahl an Filmen zum Thema schon sehr starke visuelle Vorprägungen. Croci geht im Interview-Teil zum Schluß auch explizit darauf ein, dass ihn gerade „Schindler’s Liste“ sehr geprägt hat. Die Frage ist, was eine Graphic Novel da noch an Mehrwert bieten kann. In „Auschwitz“ transportiert das Medium vor allem eine Stimmung: Alle Augen sind riesig, hohl und vom Schrecken gezeichnet. Alle Gesichter wirken geisterhaft. Die schwarz-weißen Zeichnungen und teilweise übertrieben dargestellten Charaktere tragen ihren Teil dazu bei, dass einen dieses Buch nicht kalt lässt aber leider – im Gegensatz zum Beispiel zum zitierten Film – auch unwirklich wirkt. Das ist schade, denn es rückt dieses sehr reale Geschehen dem Reich der Phantasie näher und das ist sicher nicht die Absicht des Zeichners.

Sehr interessant fand ich den langen Interview-Teil am Ende des Buches. Croci wirkt dort leider sehr verbissen und unversöhnlich (wohl stark unter dem Eindruck des Schrecklichen). In der Absprache mit den Zeitzeugen wird deutlich das hier kleine Details wichtig werden. So drohten seine Interviewpartner die Zusammenarbeit aufzukündigen, weil er ihre Mützen im Comic falsch dargestellt habe (was seiner Aussage nach daran liegt, dass er sie nicht anders zeichnen konnte). Allein das macht schon deutlich, wie nachhaltig diese menschliche Grenzerfahrung die Überlebenden bis heute prägt.

„Auschwitz“ gibt es als Gebundene Ausgabe

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