Dez 19

Es reicht nicht Guantanamo zu schliessen…

Heute passen die Pressemeldungen irgendwie zusammen, wie schon lange nicht mehr:
Es werden erste Vorbereitungen getroffen, um Obamas Wahlversprechen einzulösen und das menschenverachtende Gefangenenlager in Guantanamo endlich zu schliessen. So weit so gut. Aber das wird nicht reichen, um die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen im Kampf gegen den Terror. Dazu gehört mehr. Die Insassen, die mittlerweile etliche Jahre unter diesen abscheulichen Bedingungen festgehalten werden sollen nämlich einfach verlegt werden. Ein (schl)echter Scherz. Schließlich hatten sie noch keine Chance in einem ordentlichen Gerichtsverfahren über ihre Sache zu verhandeln. Und das sollte jedem (!) Menschen zugestanden werden, egal was er (mutmaßlich) getan hat. Alles andere ist eine Farce und unterminiert die Grundfesten der Rechtsstaatlichkeit.
Dazu passt die Meldung von der Wiederholung des Milgram-Experiments. Damit ist die These wiederlegt, dass nur die angeblich so obrikeitshörige Bevölkerung vergangener Jahrzehnte zum Folterknecht werden kann. (Fast) jeder ist gefährdet und mit dem Glauben „das Richtige“ zu tun und einem Befehl von oben zum Einsatz unerlaubter Mittel leider zu leicht bereit, diese einzusetzen.
Nein, es reicht definitiv nicht, ein Folter-Camp zu schliessen, sondern der Idee dahinter muss abgeschworen und die Schuldigen der Vergangenheit müssen vor Gericht gebracht werden. Auch wenn diejenigen, die letztlich die Verantwortung für diesen Rückfall in die Barbarei tragen noch Präsident sind. Dass solche Verfahren eigentlich kein Verfallsdatum haben (dürfen) und einen die Schuld noch nach über einem halben Jahrhundert einholen kann, zeigt der Prozess gegen den mutmaßlichen KZ-Wärter Demjanuk.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich das neue BKA-Gesetz hier nicht wie befürchtet als „Schwarzer Tag für die Grundrechte“ entpuppt. Es ist ein schmaler Grat zwischen der Abwehr von Terror und der Terrorisierung Unschuldiger um „der guten Sache“ Willen. Man wird sehen, was die Umsetzung angeht.

Nov 22

Eine funktionierende Geschäftsidee, die ich nicht umsetzen werde…

Letztes Wochenende bin ich durch Zufall auf eine ebenso einfache wie geniale Geschäftsidee gestossen. Trotzdem werde ich sie nicht umsetzen. Warum?

Die Idee

Blutzucker müssen nicht nur Diabetes-Patienten messen, sondern ab und an auch mal ganz normale Menschen. Um Blutzucker zu messen, braucht man ein Meßgerät. Die aktuellen Geräte sind richtige High-Tech-Maschinen mit großem LCD-Display und Magazinen für die Teststreifen (=Verbrauchsmaterial). Ähnlich wie bei Druckern sieht das Geschäftsmodell der Firmen so aus, dass sie zueinander inkompatibles Verbrauchsmaterial herstellen und so bei Verkauf eines Meßgeräts die Kunden langfristig an sich binden. Der Preis für die Testgeräte ist daher entsprechend subventioniert. Bei der Apotheke um die Ecke kostet ein Spitzengerät mit (sic!) 17 Teststreifen gerade einmal 3,95! Und das über Jahre hinweg. Und (jetzt kommt’s): Genau die gleichen 17 Teststreifen ohne Gerät dazu liegen daneben für 7,95 Euro. In manchen Apotheken gibt es Ersatzteststreifen sogar nur im 50er Pack, damit die Diskrepanz nicht so deutlich auffällt. Dafür wird dann noch etwas mehr aufgeschlagen. 50 Stück kosten nämlich 28 Euro, also für 17 Stück 9,52 Euro. Ihr ahnt schon worauf es hinausläuft: Schön fleissig im großen Stil Geräte mit Teststreifen für 3,95 oder weniger kaufen. Die Teststreifen dann für z. B. 7 Euro weiterverkaufen. Macht bei jedem Verkauf einen Gewinn von 3 Euro, also 75% des eingesetzten Geldes sind sofort wieder drin. Das ganze geht aber noch weiter – statt die Geräte wegzuwerfern, kann man die auch noch an Ahnungslose verkaufen oder die Einzelteile sinnvoll für etwas anderes verwenden, oder als Grundlage für ein eigenes elektronisches Gerät verwenden oder – mit etwas krimineller Energie – die Geräte zum vollen Listenpreis (!) als Spende an karitative Organisationen vergeben und so jede Menge Steuern sparen durch das Spenden von Ausgaben die man nicht hatte. In der letzten Ausbaustufe, stelle ich noch mit staatlichen Fördermitteln einen 1-Euro-Langzeitarbeitslosen-Briefe-Zukleber an, der den Versand übernimmt und schlürfe nur noch Cocktails in der Karibik.

Warum ich diese Idee nicht umsetzen werde

Diese Idee ist irgendwie typisch für so viele Geschäftsmodelle: Die Lücke suchen und ohne Rücksicht auf Verluste gnadenlos einsteigen. Es gibt aber nicht nur Gewinner bei diesem Spiel. Wenn ich dieses Spiel spielen würde, bräuchte ich mir zum Beispiel über das Thema Klimaschutz keine weiteren Gedanken mehr machen (schliesslich basiert alles darauf, dass ich jede Menge High-Tech-Geräte kaufe, die ich nicht brauche). Im Grunde genommen ist das ganze einfach ein perverser Auswuchs eines kaum regulierten Marktes in Kombination mit rigorosen Patenten.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Leute gibt, die bereits auf diese Idee gekommen sind. Es gibt sehr viele Treffer bei Ebay…

Aug 26

Herr Fs Blick auf die Welt

Mal wieder alles andere als politisch korrekt (wobei das in diesem Fall echt ein schlechtes Wortspiel ist), die Sicht von Herrn F auf zwei elementar wichtige Dinge des aktuellen Zeitgeschehens.

Zuerst ein ebenso konsequenter wie beängstigender Vorschlag zur Ausrichtung der nächsten olympischen Sommerspiele (wohlweislich ignorierenerend, dass London schon feststeht) unter dem Titel:

„Synergieeffekte nutzen: Olympia 2012 muss nach Nordkorea“

Und dann jetzt noch Parteiwerbung. In einem Block. Und auch noch für die Republikaner. Pfui! Aber die haben es ihm dieses mal auch wirklich zu leicht gemacht mit ihrem Slogan für die Bayerische Landtagswahl…

„Super Wahlslogan der Republikaner“

Nov 30

Verkehrte Welt in Neon

Als ehemaliger Jetzt-Leser (als es noch eine Beilage in der SZ war) fand ich das Neon-Magazin anfangs ziemlich gut. Nachdem ich es ca. 2 Jahre abonniert hatte, hat mich die Themenauswahl und die veröffentlichte Meinung mehr und mehr genervt, so dass ich das Abo gekündigt habe. Nach mindestens einem Jahr Pause habe ich jetzt die aktuelle Ausgabe (Dezember 2007) gekauft. Als erstes habe ich nach einer meiner Lieblingskategorien gesucht: „Unnützes Wissen – 20 Fakten, die man nicht mehr vergisst“. Und da dachte ich echt mich trifft der Schlag: Der „unnütze“ Fakt Nummer 6 lautet nämlich „In Europa wird jede dritte Schwangerschaften abgebrochen“. Hallo – geht’s noch? Hab ich irgendwas verpasst oder reden wir hier gerade über den massenhaften gezielten Mord an ungeborenen Kindern? Und das soll ein unnützer Fakt sein?
Dafür gibt es dann ein Titelthema „Wozu Drogen? Die nüchternen Gründe für unsere Suche nach dem Rausch“. Hab irgendwie das Gefühl, dass da in der Redaktion ein paar Selbstexperimente zu viel während der Recherche gelaufen sind.

Sep 08

Guter Offline-Service – das Erfolgsgeheimnis guter Online-Shops

Was macht einen erfolgreichen Online-Shop aus? Meiner Meinung nach nicht nur ein einfach und intuitiv zu bedienender Webauftritt, sondern auf Dauer vor allem ein verlässlicher Offline-Service. Denn wenn man das Gefühl hat, bei Problemen im Stich gelassen zu werden, dann kauft man dort einfach nicht mehr ein.
Positives Beispiel: Amazon. Die Ausgangslage: Länger im Urlaub gewesen. In der Zeit ist ein Päckchen mit 3 Büchern gekommen. 3 Wochen danach holt man das ganze beim Nachbarn ab und – dummerweise – hat die Post anscheinend Mist gebaut. Der Karton sieht etwas komisch aus, wird von einer seltsamen Packschnur zusammengehalten und enthält dummerweise nur 1 der 3 Bücher. „Wie soll ich jemals beweisen, dass
a) da tatsächlich nur 1 Buch drin war und
b) ich das Päckchen erst heute bekommen habe?“ fragt mich da mein geschultes Servicewüsten-Gehirn. Die gute Nachricht: Brauch ich gar nicht! Ich gehe auf die Webseite von Amazon, gebe an, dass ich zurückgerufen werden möchte (=keine Kosten für mich!), warte eine Viertelstunde und habe jemand am Hörer. Ich gebe meine Bestellnummer an und schildere kurz den Sachverhalt. Die einzige Nachfrage: „Welches Buch war denn drin?“. Und dann noch die Zusicherung, dass ich die anderen noch mal zugeschickt bekomme. Ein echtes 2-Minuten-Gespräch. Wow. Da kauf ich gerne wieder ein.

Jul 23

Urheberrechtsstreit – next Generation

Zwei widersprüchliche Meldungen des sehr empfehlenswerten News-Dienstes www.golem.de haben mir letzte Woche gezeigt, wie man auf zwei verschiedenen Seiten vom Pferd fallen kann:

Meldung 1: „Kinderbuch zum Thema Urheberrecht
Unter dem Titel „Das Schwein und die Kiste“ soll Kindern hier beigebracht werden, wie böse diejenigen sind, die für kopierte Leistungen Geld verlangen, oder diese Leistungen mit Einschränkungen versehen.

Meldung 2: „Kinder als Internet-Polizisten gegen Urheberrechtsverletzungen in Hongkong
Im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen im Internet sollen Kinder in Hongkong als Denunzianten im großen Stil angeworben werden.

Meine Meinung: Die Frage, wie mit dem Urheberrecht im Zeitalter der digitalen Vernetzung umgegangen werden kann ist einer der großen Grabenkämpfe unserer Zeit. Lasst da doch bitte die Kinder in Frieden, damit die vielleicht später mal etwas weniger ideologisch an das ganze heran gehen können.

Jun 29

Danke, Klinsi!

Ganz egal wie das Spiel morgen gegen Argentinien ausgeht – schon mal vielen Dank an Jürgen Klinsmann, der die Nationalmannschaft dazu gebracht hat, einfach mal wieder attraktiven Fußball zu spielen. Viele der WM-„Favoriten“ haben da bitter enttäuscht und langweiligen Ergebnisfußball geboten, während Ballack und Co sich von der ersten bis zur letzten Minute immer bemüht haben nach vorne zu spielen. Das macht Laune und wenn es noch von Erfolg gekrönt ist – umso besser. Und selbst wenn morgen gegen Argentinien eine Niederlage eingefahren würde, freu ich mich den Spaß am Fußball schauen (wieder) gefunden zu haben.