Jul 05

Walter Moers: Ensel und Krete

Untertitel: Ein Marchen Aus Zamonien Von Hildegunst Von Mythenmetz

Wie der Titel unschwer erkennen lässt, handelt es sich um eine Abwandlung des Märchens von Hänsel und Grete im Umfeld von Zamonien. Als fiktiver Autor wird Hildegunst von Mythenmetz angeführt, der wohl bedeutendste Autor Zamoniens aller Zeiten. Sein Name steht stellvertretend für viele andere absurd-skurrile Einfälle und Namensgebungen im Buch. Der – erste Teil – seiner im Buch enthaltenen Biographie enthält bereits 3 äußerst erfolgreiche Comebacks und man darf gespannt sein, was der Rest seines Lebens noch für Steigerungen beinhaltet. Auch der Beginn des Buches, in dem die Familienfreizeit-Idylle „Buntingen“ (ein von friedlichen Buntbären betriebenes Familienerholungsgebiet in einem riesigen Waldgebiet) ist absolut kurzweilig zu lesen und offenbart die schier unerschöpfliche Kreativität des Autors.
Leider lässt das Buch im weiteren Verlauf stark nach. Die Geschichte kommt ebenso wie die sich verlaufenden Geschwister nicht recht vorwärts und man verliert als Leser etwas die Lust. Wären da nicht die legendären „Mythenmetzschen Abschweifungen“, willkürlich durch den Autor eingefügte Kommentare im laufenden Text, die sich schon mal über mehrere Seiten erstrecken und im zweiten Teil oftmals interessanter sind als die Rahmengeschichte.

Mein Fazit: Nicht das beste Buch aus dem Zamonien-Zyklus und mit 10 Euro für 255 Seiten überteuert. Aber trotzdem ganz nett.

Ensel und Krete: Ein Marchen Aus Zamonien Von Hildegunst Von Mythenmetz“ gibt es für 9,90 Euro bei Amazon. Übrigens auch als Hörbuch auf 6 CDs.

Jun 26

Neal Stephenson: Snow Crash

Mit diesem Buch wurde Neal Stephenson berühmt. Ich bin gleich mit seinem dritten Buch „Cryptonomicon“ eingestiegen, das ich schlicht für ein Meisterwerk der Nerd-Literatur halte. Nun aber zur Sache:

Die Story
Snow Crash ist ein Virus, das es auf Hacker abgesehen hat, da diese Binärcode verstehen können. Ein Virus aus sumerischen Zeiten (vor der babylonischen Sprachverwirrung) kann unter Umgehung aller bewussten sprachlichen Mittel direkt den Hirnstamm programmieren. Ein ruchloser Bösewicht will damit, na was wohl, die Weltherrschaft an sich reißen. Daran gehindert wird er von einer Skate-Kurierin und dem letzten freiberuflichen Hacker (der nebenbei auch noch der weltbeste Schwertkämpfer ist) und der Mafia (die mangels Gesetzen und Staatsformen) legal ist.
Mit von der Partei ist noch ein Aleut (seines Zeichens weltbester Harpunier), diverse Lamettas, eine undurchsichtige Schönheit und viele andere Figuren. Alles spielt in einem abgedrehten High-Tech-Cyberpunk-Universum und – und das ist der Clou – im sog. „Metaversum“. Einer Art Internet mit virtueller Realität, in der man sich parallel zum Real-Life bewegen kann.

Was macht dieses Buch lesenswert?
Dieses Buch heute zu schreiben wäre schon eine ziemlich coole Sache – aber 1992 als 99% der Menschheit nicht geglaubt hätte, dass sie eine Woche ohne DSL nicht übersteht war es geradezu visionär. Das Buch sprudelt von Ideen, ist am Anfang etwas schwer zugänglich, entwickelt aber recht bald seinen eigenen Charme. Viele interessante Details sorgen auch beim wiederholten Lesen für Spaß und Entdeckerfreude. Außer man ist Pfingstler. Die kommen nämlich leider nicht sehr gut weg, da sie vom Bösewicht für ihre Zwecke eingespannt werden.

Snow Crash“ von Neal Stephenson gibt es als Taschenbuch für 9 Euro bei Amazon.

Jun 13

Frank Schätzing: Die dunkle Seite

Meine große Frank Schätzing-Phase hatte ich vor ca. 2 Jahren. Für mich erinnerte er vom Schreibstil her stark an Dan Brown. Fällt besonders auf, wenn man beide im Wechsel liest.
Obwohl „Die dunkle Seite“ zur Zeit als Taschenbuch auffällt und wie ein neues Buch wirkt, handelt es sich um ein „Frühwerk“ von Frank Schätzing. Enstanden 1997 nach dem Debüt „Tod und Teufel.“ und dem Krimi „Mordshunger.„. In der neuen Taschenbuchausgabe gibt es ein kleines Vorwort des Autors, das im Rückblick Stellung zum Buch nimmt.

Die Story

Eine Kölner Privatdetektivin (und ehemalige Polizistin) ermittelt im Auftrag eines Klienten den Aufenthaltsort eines Mannes. Dabei überkreuzen sich aktuelle polizeiliche Ermittlungen und natürlich neue Mordfälle, die in einem Zusammenhang zu stehen scheinen und von einem menschlichen Monster verübt werden. Die Beziehung zu ihrem Klienten wird immer mehr auch von privaten Motiven bestimmt und während sie für ihn recherchiert, verhilft er ihr zu neuen Einblicken über sich selbst. Im finalen Showdown mit dem Killer kreuzen sich die Wege aller.

Bewertung

Angekündigt als perfide konstruierter Thriller hätte ich mir vom Buch etwas mehr erwartet. Das Buch ist gut geschrieben und erzeugt eine gewisse Spannung, jedoch war für mich die letztendliche Pointe relativ bald klar und so kann ich mich dem Statement „Spannung pur!“ der Bild-Zeitung leider nicht wirklich anschließen. Trotzdem nette Unterhaltung.

Die dunkle Seite. Roman“ gibt es bei Amazon für 9,95 Euro.

Jun 06

Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes

Bereits zum zweiten Mal habe ich mit erneut großer Freude diesen wunderbaren Schmöker gelesen. Seit Jahren auf diversen Bestseller-Listen und das zu Recht.

Die Story
Nebulös und geheimnisvoll entwickelt sich die Geschichte unglaublich gute Bücher, einen diabolischen gescheiterten Romanautor, einen 16jährigen Jungen und die Liebe seines Lebens, einen dämonisch skrupellosen Polizeioffizier, düstere Familiengeheimnisse und viele Randfiguren mit ihren eigenen Geschichten. Seit die Hauptfigur Daniel die Patenschaft für das Buch „Der Schatten des Windes“ von Julian Carax übernommen hat wird er immer mehr von dessen geheiminsvollem Leben in den Bann gezogen. Doch es gibt Fragen, die man besser nicht stellt und Teile in der Vergangenheit, die man besser unangetastet lässt, wenn einem das Leben lieb ist. Und dann sind da noch Clara und Beatriz – zwei sehr unterschiedliche weibliche Wesen, die in seinem Leben eine Rolle spielen. Und sein in der Gosse aufgelesener, nie um eine geschwungene Ausrede verlegener Freund Fermin…

Der Stil
Konsequent in Barcelona angesiedelt, entwickelt die Erzählung neben der unglaublichen Spannung und inhaltlichen Dichte auch einen lokalen Charme. Es werden mittlerweile sogar Stadttouren auf den Spuren des Romans angeboten und es gibt „Mit Carlos Ruiz Zafon durch Barcelona. Ein Reiseführer“ – allerdings nicht von Zafon selbst geschrieben.
Was den Stil des Buches ausmacht ist einerseits eine sehr mysteriöse Grundstimmung, die permanent präsent ist. Dies beißt sich keineswegs mit kurios-skurillen und teilweise auch recht Frivolen Nebensträngen. Man merkt, dass hier ein meisterhafter Erzähler am Werk war, denn beinahe jede Nebenhandlung alleine würde anderen Autoren vom Ideenreichtum her schon für ein Buch ausreichen. Durch dieses verschwenderische Zurschaustellen der eigenen Phantasie werden auch Längen vermieden – wo andere Autoren über 1000 Seiten brauchen würden, benötigt Zafon nur 562 – und als Leser schreit man nach mehr.

Meine Meinung
Dieses Buch lohnt sich auf jeden Fall. Da so vieles beim ersten Lesen gar nicht richtig beachtet werden kann, wird man es immer wieder lesen. Bewunderswert geschrieben. Nur Angst im Dunkeln darf man keine haben und allzu harmoniebedürftig sollte man auch nicht sein.

Der Schatten des Windes“ als Taschenbuch bei Amazon.

Mai 23

Sebastian B. Sander: Ballgeflüster

Nachdem der VfB die Meisterschaft gewonnen hat, ist das Thema Fußball fast wieder so interessant wie während des Sommermärchens. Das nette Büchlein aus dem Brendow-Verlag wirbt mit der Fußball-Thematik und vielen Zutaten, die interessant klingen: Skurrile Gemeindecharaktere, Fußball-Analogien und – nicht zuletzt – einem Vorwort von Adrian Plass.

Worum geht’s?
Ein Fußball-Fan hat das Gefühl, dass sich sein Leben zu sehr um den Fußball dreht und wendet sich vertrauensvoll an einen frisch fortgebildeten Seelsorger seiner Gemeinde. Der kann ihm zwar nicht wirklich helfen (sondern mutiert eher selbst stetig mehr zum Fan), bringt ihn aber auf die Idee eine Art Tagebuch zu führen. Dieses wiederum bietet dem Leser einige gelungene Analogien zwischen Fußball und Gemeinde und überhaupt ca. 3-5 vergnügliche Stunden (denn arg viel länger braucht man nicht für die 176 groß gedruckten Seiten). So gibt es etwa ein Sitzungsprotokoll in Form einer Fußball-Reportage und immer wieder eingestreute (wenn auch bekannte) Fußballer-Zitate.

Gutes Buch – Schlechtes Buch?
Ich würde sagen: Nette Unterhaltung, aber kein ganz großer Wurf. Vor allem hat mich gestört, dass es ja um einen fanatischen Fan geht, aber nie sein Verein genannt wird. Es ist jedenfalls weder der FC Bayern, noch Schalke, noch Dortmund. Im Buch ist immer nur von „meinem Lieblingsverein“ die Rede. Das wirkt irgendwie konstruiert und unglaubwürdig. Wenn schon, denn schon. Große Überraschungen sind von der Handlung her nicht zu erwarten. Trotzdem ganz nett zu lesen.

Bei Amazon gibt es Ballgeflüster für 7,95 als Taschenbuch.

Mai 16

Markus Heitz: Die Rache der Zwerge

Der dritte und vorerst letzte Teil der Zwergen-Reihen von Markus Heitz liegt hinter mir. Nach dem zweiten Band hätte jetzt endlich mal an allen Fronten Ruhe herrschen können, aber nein – es geht so richtig zur Sache. Und zwar an so vielen Fronten gleichzeitig, dass man schon mal den Überblick verliert. Alte Bekannte (sofern nicht verstorben) und neue Feinde und Freunde geben sich den Schwertknauf in die Hand. Und am Ende des Buches sind längst nicht alle Fäden entwirrt, sondern im Gegenteil alles in gewisser Weise noch offener als zu Beginn. Und dieser gestaltete sich schon reichlich schwierig. Die Geschehnisse von fünf Zyklen (Jahren?) seit dem Ende von Teil 2 werden dem geneigten Leser vorenthalten. Was in dieser Zeit passierte bestimmt jedoch maßgeblich die aktuellen Gegebenheiten. Manches erfährt man im Laufe der Geschichte, einiges bleibt jedoch bis zum Schluß nebulös und somit auch unbefriedigend.

War Band 1 noch ein Buch über das Wesen der Zwerge an sich, musste Band 2 schon mit deutlich mehr Intrigen und Phantastereien aufwarten. Band 3 jedoch schlägt auch den Vorgänger locker im Bereich der eingebrachten Ideen. Aber weniger ist manchmal mehr und eine Konzentration auf die Hauptfiguren und deren charakterliche Entwicklung wäre mir oft lieber gewesen als noch ein neues Fabelwesen. Auch die konsequente Weigerung des Autors, die Liebesgeschichte zwischen Tungdil und Balyndis weiterzuschreiben wird wahrscheinlich nicht nur bei mir auf wenig Gegenliebe stoßen.

Insgesamt hat man zusammen mit Tungdil das Gefühl irgendwie keinen richtigen Bock mehr auf „Geborgenes Land“ zu haben. So klingt auch das Vorwort von Markus Heitz, der sich mit den Büchern über die Zwerge in die finanzielle Unabhängigkeit geschrieben und nach wie vor viele Ideen hat. Aber irgendwie reicht es ihm im Moment. Und mir nach dem dritten Band auch erst mal… Das Buch ist solide gemacht, aber nur für die Leser der beiden Vorgängerbände verständlich.

Die Rache der Zwerge“ bei Amazon für 15 Euro.

Mai 04

Tom Kummer: BLOW UP

Ein Aufschrei ging 2000 nicht nur durch die deutschsprachige Presselandschaft. Tom Kummer, angesehener Starinterviewer, engagiert unter anderem vom Magazin der Süddeutschen Zeitung hatte – so kam heraus – einen Großteil seiner legendären Interviews frei erfunden. Das ging natürlich nicht für immer gut (obwohl es unglaublich ist, zu sehen, wie lange es „gut“ ging). Chefredakteure mussten ihren Hut nehmen und die Stimmung war mehr als gedrückt.

Offensichtlich ist dem realitätsresistenten „Konzeptjournalisten“ Kummer das Koks knapp geworden, denn er versucht mit dem Buch „Blow Up“ mit seiner Sicht der Geschichte noch mal Kasse zu machen. Offensichtlich wollte ihn kein großer Verlag (wen wunderts) so dass er bei „Blumenbar“ untergekommen ist.

Worum geht’s?

Der ebenso begnadete wie realitätsfremde Schreiber Tom Kummer aus ärmlicher Schweizer Herkunft schafft es als Blender zum Star-Interviewer mit ungenügendem Star-Kontakt für viele wichtige Zeitschriften und Zeitungen zu arbeiten, sehr viel Geld zu verdienen und einen Großteil davon auf dem gleichen Küchentisch, an dem er sich diese Interviews ausgedacht hat, in Form einer angeblich anregenden Heroin-Koks-Mischung durch die Nase zu ziehen. Zwischenzeitlich wähnt er sich als Vorreiter eines neuen Journalismus, der Interviews so schreibt, wie er selbst sie gerne lesen würde. Motto: Stars sind ohnehin Kunstfiguren, warum kann man sie dann nicht gleich so gestalten, dass sie sich auch in Printmedien besser verkaufen? Wäre ja kein Problem – wenn man seine Arbeitgeber und Leser offen darüber informieren würde. Als alles auffliegt, ist Herr Kummer traurig und beschliesst in einem exklusiven Club in L. A. als Tennistrainer zu arbeiten.

Worum geht’s leider nicht?

Um Reue. Immerhin hat Tom Kummer für eine große Krise in den deutschen Printmedien gesorgt, diverse Leute, die ihm vertraut haben die Karriere versaut und allgemein nicht gerade etwas für das Ansehen der Journalisten in Deutschland getan. Das alles ist ihm zwar bewusst, aber so egozentrisch wie sich seine Interviews hauptsächlich um seine eigenen Gedanken drehen, biegt er sich die Wirklichkeit so zurecht, wie er es gerne hätte und lässt keine Reue erkennen. Schade, denn so kann ich ihm nicht wirklich einen erfolgreichen Wiedereinstieg gönnen. Und auch schade, weil er wirklich gut schreiben kann und einen tollen Blick für Details und Stimmungen hat.

Immerhin: Ein neues Wort gelernt: „‚Konzeptjournalismus“.

Wer dem armen Tommy helfen will: „Blow up“ bei Amazon für 18,90 Euro.

Apr 26

Sergej Lukianenko: Wächter der Ewigkeit

Der vierte Band der erfolgreichen „Wächter der Nacht„-Serie. Lange erwartet, endlich da.
Als treuer Leser fühlt man sich gleich wieder wie zu Hause. Für alle anderen: In der Welt des Buches existieren Lichte und Dunkle sog. „Andere“, die unerkannt unter den Menschen leben und sich gegenseitig in Schach halten. Klingt komisch (ist ja auch „Fantasy“), ist aber sehr nett zu lesen. Und vor allem rotzspannend. Die simple Grundidee wurde in den 4 Bänden immer weiter ausgefeilt und umfasst jetzt bereits einen eigenen literarischen Mikrokosmos. (Fast) immer aus der Sicht des zweifelnden Lichten Anton Gorodetzky erzählt, der mit den Ränkespielen und Machenschaften seiner eigenen (Nacht-)Wache oft nicht glücklich ist, stellt die Serie eine gelungene Mischung aus spannender Unterhaltung und philosophischen Überlegungen dar.

Spielten die anderen Bände bisher immer in Russland, verschlägt es Anton jetzt auch nach Usbekistan und Schottland. Trotzdem bleibt der spezifisch russische Charme der Erzählung erhalten. Am Anfang steht ein rätselhaftes Verbrechen, das – wie könnte es anders sein – auf ein uraltes, mächtiges Artefakt hinweist. Während der aufreibenden und gefährlichen Suche nach Verbrechern und Artefakt begegnet man einigen Figuren der früheren Bände wieder und lernt auch neue kennen. Auch Antons Tochter Nadja gewinnt an Bedeutung, während seine Frau Swetlana nur noch am Rande vorkommt. Zudem lernt man wieder einiges neues über die Zusammensetzung des „Zwielichts“.

Für alle Leser der ersten Bände: Unbedingte Leseempfehlung. Für Neueinsteiger: Ja, wenn man Fantasy mag. Sonst lieber Finger weg.

Kritik? Ja: Mit 446 Seiten leider zu dünn!! Die gute Nachricht: Kein Ende in Sicht!

Band 4: Wächter der Ewigkeit als Taschenbuch bei Amazon

Apr 19

Christopher Moore: Die Bibel nach Biff

Untertitel: „Die wilden Jugendjahre von Jesus, erzählt von seinem besten Freund“.

Worum geht’s?

Ein (fiktiver) Jugendfreund von Jesus (im Buch immer Josua bzw. Josh genannt), der nicht ganz dem gängigen Jünger-Klischee entspricht soll posthum ein Evangelium schreiben, um seine Sicht der Dinge zu Papier zu bringen. Gerade, da die echten Evangelien ja zwischen Geburt und dem dreißigsten Lebensjahr Jesu eine sehr große Lücke haben, kein dummer Einfall. Dass Biff ein notgeiler schlimmer Finger ist, der mit einem ähnlich großen Ego wie Herr F ausgestattet ist, hält ihn nicht vom Schreiben ab. Ebensowenig wie den abgestürzten Rache-Engel Raziel, der auf ihn aufpassen soll vom Fernseh- und Chipskonsum abgehalten werden.

Wie liest sich das Buch?

Die meisten Witze liegen leider unter der Gürtellinie, was noch nie ein Kennzeichen eines wirklich guten Buches war. Ist aber auch kaum anders zu erwarten bei einem Buch, das mit einem Zitat von Jürgen von der Lippe auf dem Klappentext wirbt. Ansonsten plätschert die kaum existente Handlung mühevoll vor sich hin und wird immer abstruser. Die Suche nach den 3 Weisen führt zu Buddha und nach Indien etc etc… Teilweise gibt es wirklich helle Momente, bei denen man einen urkomischen Blick auf bekannte biblische Geschichten gewinnt. Außerdem kann man dem Buch durchaus zu Gute halten, dass an keiner Stelle Josh etwas tut, was Christus in einem schlechten Licht erscheinen lassen würde (dafür gibt’s ja Biff…). Trotzdem bewegt sich das Buch natürlich stets auf einer Gratwanderung, die nicht immer gelingt (ein vom Kanaanäischen Hochzeitswein betrunkener Josh ist weder übermäßig witzig, noch besonders geschmackvoll).

Gutes Buch/Schlechtes Buch?

Welche Motivation mag es geben, ein Buch über einen fiktiven Jugendfreund von Jesus zu schreiben. Entweder besonders gute oder besonders schlechte möchte man meinen. Biff (eigentlich Levi bar Alphäus) ist aber weder konsequent blasphemisch noch von großem geistlichen Wert. Der Unterhaltungswert hält sich in eng gesteckten Grenzen und steigt ironischerweise gerade im letzten Fünftel des Buches, als es um bekannte biblische Erzählungen aus der Sicht von Biff geht. Dabei hätte man sich ja durchaus spannenderes über die Jugendzeit einfallen lassen können.
Meine Einschätzung geht von „teilweise ganz nett“, über „größtenteils geschmacklos“ bis zum finalen „Bücher, die die Welt nicht braucht“-Stempel. Der Vergleich von Christopher Morre mit Douglas Adams und Terry Pratchet hinkt da doch um Klassen hinterher. Deswegen hier auch keine Amazon-Empfehlung.

Apr 07

Markus Heitz: Der Krieg der Zwerge

Der erste Band hat dem geneigten Leser ja bereits einen guten Überblick über die Lage im gar nicht so „geborgenen Land“ gegeben und die Welt der Unterirdischen … pardon „Zwerge“ nahe gebracht. Was kann also ein zweiter Band noch mehr bringen?

Eine ganze Menge:
Die Kreaturen Tions (aka „die Bösen“) haben durch das schwarze Wasser die Möglichkeit erhalten tödliche Wunden zu überstehen, was die Kriegsführung gegen Sie erheblich erschwert. Zudem treten die „Dritten“ (nicht Zähne, sondern der zwergenhasserische dritte Zwergenstamm) auf den Plan und torpedieren die am Ende des ersten Bandes neu geknüpften Bande zwischen Zwergen, Elben und Menschen aufs Heftigste. Dann gibt es noch das Heer der Avatare, das das Böse aus dem geborgenen Land vertreiben will und dabei mehr Kollateralschäden verursacht, als man hinzunehmen bereit ist. Und schließlich ist da noch die Liebesgeschichte zwischen Tungil und Balyndis, die an den strengen Gesetzen der Clans zu scheitern droht. Doch dann gibt es ja auch noch die „freien“ Zwerge.

Man sieht: Markus Heitz hat sich sehr viel einfallen lassen und schafft es auch im zweiten Band die Spannung hoch und den Lesespaß groß zu halten.

„Der Krieg der Zwerge“ gibt es bei Amazon als Taschenbuch und als Hörbuch auf CD.