Lothar-Günther Buchheim: Das Boot

Der Film von Wolfgang Petersen aus dem Jahr 1981 hat mich schon länger fasziniert – vor allem nachdem er 1997 als Director’s Cut in die Kinos kam. Als mir durch Zufall das zugrunde liegende Buch in die Hände fiel, habe ich mich natürlich gleich an die Lektüre gemacht.

Anders als im Film, spielt im Buch der Kriegsberichtserstatter selbst die Hauptrolle. Alles wird aus seiner Perspektive geschildert. Aufgrund seiner Rolle hat er Zugang zu den Aufenthaltsorten (und Gedanken) aller Dienstgrade, ohne eigene Karten im Spiel zu haben und kann sich somit das umfassendste Bild von den Geschehnissen an und über Bord machen. Mit einem hohen Maß an Selbstreflexion und Erfahrung kann er als relativ neutraler Beobachter auftreten und schildert seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen.

Durch das Buch erhält man einen noch viel besseren Einblick in das Leben an Bord, das neben dem Fieber der Jagd vor allem auch aus viel Routine, Vorbereitung („Alarmtauchen“) und gähnender Langeweile und Warten besteht. Die Gespräche der einzelnen Charaktere sind der Schlüssel zu ihrem jeweiligen Weltverständnis. Im Mikrokosmos des Stahlsargs kommt dem Kommandanten eine quasi gottgleiche Rolle zu. Während der Flucht vor feindlichen Booten werden existentielle Ängste nicht nur erwähnt sondern nachfühlbar dargestellt. Wenn die Luft im Boot knapp wird und sich die Außenhäute bei Überschreitung der werkseitig zugelassenen Tiefe knarzend zusammenziehen und die ersten Nieten abspringen, fühlt man als Leser intensiv mit. Seltsam, dass ein Buch so nahegehend sein kann ohne einer echten Dramaturgie zu folgen. Vielleicht liegt es einfach daran, dass man weiß, dass sich solche Schicksale zu Tausenden zugetragen haben und die technische Überlegenheit des Gegners zunehmend für schwierigere Überlebensbedingungen sorgte. Was mich etwas wundert ist, dass die Hintergründe des Krieges und dessen (Un)rechtmäßigkeit kaum thematisiert werden. Es wird zwar ausgiebig über die unfähige Führung gelästert, aber wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass man sich hier Hunderte Meter unter Wasser als Jäger und Gejagter instrumentalisieren lässt ist überraschend wenig Thema.

Für mich ist „Das Boot“ ein zeitloses Buch und auf jeden Fall eine Empfehlung.
Das Boot gibt es als Taschenbuch und als Hörspiel.
Vom Film sollte man zwischen dem Director’s Cut der Kinofassung und der (längeren) TV-Fassung unterscheiden.

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