Alberto Vazquez-Figueroai: Tuareg

Manchmal gibt es echte Überraschungen im Leben. So wie das Buch „Tuareg“, das ich letztes Jahr überraschend geschenkt bekam. Weder ich noch der Schenker kannten das Buch. So lag es dann auch eine Weile auf dem Stapel der Neuzugänge, bis mich die Neugier weit genug getrieben hat – ein Entschluss, den ich nicht bereut habe.

Worum geht’s?
Gacel Sayah ist einer der letzten freien Tuareg in der Sahara, der sein Leben nach den alten Gebräuchen und Gesetzen ausrichtet. Politische Wirren interessieren ihn nicht, da sie sein Leben nicht verändern. Alles ändert sich, als eines Tages zwei unbekannte Gäste in seinem Lager angegriffen werden und dadurch er als Gastgeber die Verpflichtung sieht einzugreifen. Er beginnt einen langen und entbehrungsreichen Kleinkrieg gegen die neuen „Herren der Wüste“, die diese aber nicht einmal ansatzweise so verstehen wie er.

Und – wie war’s?
Die Kompromisslosigkeit, mit der Gacel seiner vermeintlichen Pflicht nachkommt übersteigt die Grenzen einer Besessenheit. Der Leser lernt viel über das (Über)Leben in der Wüste und gewinnt Achtung für die archaische Kultur der Tuareg. Geschrieben ist das Buch in schöner fliessender Sprache ohne besondere Glanzlichter. Überraschend ist die unglaubliche Gerissenheit, mit der Gacel auf seinem Feldzug vorgeht – nichts bleibt dem Zufall überlassen und er nutzt alle Register eines erfahrenen Wüstenbewohners. Nebenbei wird auch viel philosopiert, ein wenig wie im berühmten Papalagi. So wie in diesem interessanten Zitat:

Dann fragte er: „Weißt du überhaupt, was ein Kommunist ist?“
Gacel schüttelte den Kopf. „Nein, von denen habe ich noch nie gehört. Ist das eine Sekte?“
„Mehr oder weniger, aber keine religiöse, sondern nur eine politische.“
„Eine politische?“ wiederholte Gacel verständnislos.
„Ja, sie behaupten, alle Menschen seien gleich und hätten dieselben Rechte und Pflichten. Ihrer Meinung nach sollte sich die Menschen alle Reichtümer teilen…“
„Wollen Sie etwa, daß der Kluge und der Dumme, der amahar und der Sklave, der Arbeiter und der Nichtsnutz, der Krieger und der Feigling gleich sind?“ rief Gacel verblüfft aus. „Sie sind wahnsinnig! Wenn Allah uns ungleich geschaffen hat, wie können sie dann wollen, daß wir uns alle gleichen?“ Er holte tief Luft „Was würde es mir dann noch nützen, als Targi geboren worden zu sein?“
„Die Sache ist viel komplizierter“, sagte der Alte entschieden.
„Das kann ich mir denken“, gab Gacel zu. „Es muss alles viel, viel komplizierter sein, sonst würden wir über eine solche Dummheit nicht so viele Worte verlieren.“ Er verstummte zum Zeichen, dass das Thema für ihn erledigt sei.

„Tuareg“ gibt es als Taschenbuch für 7,95 Euro.

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