FIFA – die unschöne Seite des Fußballs

Zur WM-Zeit fällt es so ziemlich jedem schwer, sich der Faszination Fußball zu entziehen. Und ja – dieses Mal war ich sehr begeistert vom wunderschönen Kombinationsfußball, den das deutsche Team gespielt hat. Doch einige Artikel im Umfeld der sportlichen Berichterstattung haben mich sehr ins Grübeln gebracht. Nicht so sehr über das häßlich-unsportliche Finale, sondern viel mehr wegen der Mängel der Organisation FIFA. Was stört mich konkret?

1. Der Verzicht auf sinnvolle technische Hilfsmittel

Man mag es einfach nicht glauben: Es gibt zuverlässig erprobte technische Möglichkeiten, um die Position des Balles zu jedem Zeitpunkt des Spieles zentimetergenau festzustellen. Trotzdem setzt die FIFA immer noch ausschliesslich auf das menschliche Auge. Und provoziert sogar in WM-Spielen teilweise kuriose, offensichtlich falsche Schiedsrichter-Entscheidungen. Technisch hat sich seit dem Wembley-Tor viel getan – doch die FIFA wehrt sich dagegen.

2. Die unprofessionelle Handhabung der Spielzeit

In den meisten professionell betriebenen Spielen ist es derzeit üblich, nur die reine Spielzeit zu zählen. Jede Auswechselung, jeder Einwurf, jeder Abschlag – all das ist keine Spielzeit z. B. im Basketball. Und man weiß genau wie lange die Spielzeit dauern wird. Außerdem ist das ganze meist gekoppelt mit Extra-Regeln, die z. B. bei einem Angriff innerhalb einer bestimmten Zeit einen Schussversuch vorschreiben. Ganz anders im Fußball – hier kommt es regelmäßig zu langweiligen, spielverzögernden Aktionen. Der Klassiker ist das Herauszögern eines Abschlags, unglaublich langsam ausgeführte Auswechslungen in den letzten Spielminuten oder lahmes Hin- und Hergekicke bis die Zuschauer einschlafen. Und der Gipfel des Ganzen: Eine Verlängerungsmöglichkeit um bis zu 4 Minuten nach Gutdünken des Schiedsrichters. Tut mir leid, aber diese Handhabung der Spielzeit macht das Spiel weniger attraktiv, als es sein könnte und entspricht nicht mehr der Zeit.

3. Der Verzicht auf professionelle Schiedsrichter

Mit Fußball werden Milliarden umgesetzt. Trotzdem gibt es so gut wie keine hauptberuflichen Schiedsrichter. Das muss man sich mal vorstellen: Da „kosten“ einzelne Spieler im Jahr mehrere Millionen Euro, bei Sportwetten geht es um Hunderte von Millionen. Und geleitet und entschieden werden diese Spiele von schlechtbezahlten Freiwilligen, die sich teilweise für einen Plasmafernseher der 10.000 Euro kostet bestechen lassen um etliche Spiele zu manipulieren. Außerdem wird jegliche Objektivierung (Videobeweis, Ballortung, Nachträgliche Korrektur etc.) konsequent verweigert. Entschuldigung, aber da drängt sich irgendwie die Frage auf, ob da nicht jemand mit verdient an soviel Unprofessionalität.

4. Die Diktatur der Bilder

Was interessiert einen bei der Übertragung von Fußballspielen? Möglichst nahe Aufnahmen und ab und an ein Überblicksbild. Gerne auch mal unterschiedliche Perspektiven. Und was bekommt man bei der WM zu sehen? Weltweit die exakt gleichen Bilder, da die FIFA die Bildregie übernimmt und – oh Wunder – man kriegt die meiste Zeit über Totalaufnahmen gezeigt, weil man da die Werbebanden so gut sehen kann. Spannend dazu auch folgendes Interview.

5. Der sorglose Umgang mit Geld

Während der WM kam ein großer Bestechungsskandal in der FIFA ans Licht. Leider fand keine Aufklärung statt. Stattdessen wurden die überführten Schuldigen mit Geldstrafen (bei einem Bestechungsskandal!) belegt und ihre Namen verschwiegen. Aufklärung sieht anders aus und so stellt man auch keine Glaubwürdigkeit her…

Irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass in der FIFA sich ein paar überalterte Funktionäre die Bäuche und Brieftaschen vollschlagen und dringend notwendige Reformen aktiv verhindern. Wahrscheinlich weil sie selbst von den bisherigen Unzulänglichkeiten profitieren. Schade das ganze. Und angesichts der Milliardenumsätze auch nicht gerechtfertigt.

Anhang:
Bisher fand ich es einfach eine nette Geste der deutschen Bundestrainer bei den letzten Spielen quasi alle Kadermitglieder einzusetzen. Erst diese Woche habe ich den Hintergrund kapiert: Es gibt eine Prämie für das Erreichen des Halbfinales. Im Jahr 2010 für die deutschen Spieler 100.000 Euro – pro Person wohlgemerkt. Aber eben nur, wenn man auch gespielt hat. Wie lange ist egal. Sprich: Die 3 Minuten Einsatzzeit für Serdar Tasci und die 90-Minuten-Oldie-Show von Butt haben sich extrem gelohnt. Es ist ja nicht so, dass die Spieler leer ausgehen, wenn sie nicht gespielt haben, nur die Prämie gibt es halt nur für aktiv eingesetzte Spieler. Ganz ehrlich: Wenn Jogi Löw das Budget für die Nationalmannschaft selbst wie ein Geschäftsführer verwalten müsste, dann hätte er wohl auf diese großzügigen Geschenke verzichtet. Oder – was noch schlimmer wäre – die Budgets sind tatsächlich so groß wie ich es befürchte und es kommt auf diese Prämien einfach nicht an. Ich habe da irgendwie wenig Verständnis für.

So, jetzt aber wieder auf die nächsten Spiele konzentrieren 😉

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