William P. Young: Die Hütte

Untertitel: Ein Wochenende mit Gott

Ohne Frage ein ganz besonders Buch: Ursprünglich vom kanadischen Autor William P. Young als Weihnachtsgeschenk für seine Kinder geschrieben und dann im Selbstverlag herausgebracht, hat die englische Version es geschafft praktisch nur über Mundpropaganda in über 6 Millionen (!) Exemplaren verkauft zu werden und zum New York Times Bestseller zu werden. Allein das ist schon … sagen wir mal „ungewöhnlich“. Und dann das Thema: Es geht um nicht weniger als die Frage nach dem Wesen Gottes und vor allem die berühmte Theodizee-Frage, sprich: „Woher kommt das Leid und wie kann Gott es zulassen?“. Alles andere als leichte Massenkost möchte man meinen.

Doch damit nicht genug: Auch privat haben mir persönlich drei Leute innerhalb kurzer Zeit das Buch dringend empfohlen. Eine davon hat es mir sogar gleich geschenkt, obwohl wir uns sonst eher selten sehen und uns noch nie gegenseitig Bücher geschenkt haben. Es ist also etwas dran an dem Buch, das sich als Phänomen beobachten, aber schwer in ernsthafte Kategorien verpacken lässt…

Worum geht’s?
Der Ich-Erzähler muss miterleben, wie seine Tochter von einem Kinderschänder entführt und aller Wahrscheinlichkeit nach getötet wird. Nach einigen Jahren voller Schmerzen und einer „großen Traurigkeit“, die er seitdem mit sich herum schleppt flattert ihn ein Brief ins Haus, der von Gott zu sein scheint und ihn dazu auffordert sich in der Hütte (dem Ort wo das Blut seiner Tochter gefunden wurde) zu treffen. Was ihn dort erwartet verändert ihn dauerhaft. (Mehr will ich hier lieber nicht verraten)

Und – wie war’s?
Das Buch zieht sich zu Beginn etwas. Die Sprache ist „schön“, aber aus meiner Sicht auch etwas sehr blumig im Sinne von ausschweifend. Die ersten knapp 100 Seiten haben für mich zu wenig Inhalt. Doch was danach kommt, lohnt den langsamen Einstieg allemal. In diversen Lektionen geht es theologisch ans Eingemachte, ohne auch nur sich auch nur annäherungsweise theologisch anzufühlen. Das Wesen Gottes und der Dreieinigkeit wird aus der Sicht des Autors begreiflich und erfahrbar gemacht und auch die großen Fragen des Lebens werden nicht ausgespart.

Eine klare Empfehlung von mir für alle, die sich für das Wesen Gottes interessieren und in eine spannende Geschichte verpackt darüber lesen möchten.

Vergleich der englischen und deutschen Ausgabe
Ich habe das Buch zwei mal gelesen – zuerst auf Englisch und dann auf Deutsch. Die englische Version hat mir besser gefallen, die Übersetzung wirkte mir teilweise etwas platt. Außerdem nervt bei der deutschen Ausgabe, dass der offensichtlich sehr kommerzorientierte Verlag ohne viel Gespür für Takt erstens eine Seite Werbung im Buch hat (was ich an sich schon widerlich finde) und zweitens diese auch noch mit der Überschrift „Spirituell telefonieren“ für einen Handyvertrag mit Horoskopdienst wirbt (was ich sowohl dämlich, als auch geschmacklos und an der Zielgruppe vorbei gedacht finde). Dafür hat die deutsche Version einen längeren Teil mit Informationen des Autors zu bieten. Die Geschichte ist so geschrieben, als sei sie trotz aller phantastischen Elemente tatsächlich geschehen. In der englischen Version wird dieser Eindruck durch ein fiktionales „Nachwort“ in dem vom weiteren Ergehen der Hauptperson die Rede ist sogar noch verstärkt. In der deutschen Version wird dieser Sachverhalt durch das Nachwort des Autors eindeutig geklärt.

Bei Wikipedia gibt es einen längeren deutschen Artikel über die Hütte und ein paar Informationen zum Drumherum.

„Die Hütte“ gibt es bei Amazon als Gebundene Ausgabe und als Hörbuch. Auch die (wesentlich günstigere und meiner Meinung nach bessere) englische Paperback-Ausgabe ist dort erhältlich.

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