Nov 04

Sue Townsend: Adrian Mole – The Wilderness Years

Der vierte Band schildert die Entwicklung der Kult-Looser-Figur Adrian Mole von 20-25. Anders als im dritten Band hier wieder in der gewohnen Tagebuch-Variante. Inhaltlich geht es um seinen ersten miesen Jobs, seine zweite Freundin und seinen dritten Wohnort (nach Leicester und Oxford steht jetzt London an). Trotz aller vernünftigen Argumente nicht von seinen literarischen Ambitionen abzubringen arbeitet er an seinem ersten Roman, der eigentlich nur seine eigenen Erlebnisse widerspiegelt. Unter anderem geht es um einen Schriftsteller, der einen Roman über Höhlenmenschen schreibt, die einen Roman über sich selbst schreiben wollen. Während ihm also gerechterweise jeglicher schriftstellerischer Erfolg versagt bleibt, klettert sein ehemaliger Schulpeiniger Barry „Baz“ Kent mit einem Tagebuch in den Bestsellerlisten ganz nach oben.
Zu den interessantesten (und witzigsten) Stellen gehören nicht etwa die Zitate aus seinem Roman, sondern seine abartig schlechten Gedichte, mit denen er Pandorra wieder für sich zu gewinnen glaubt, jedoch alles nur noch schlimmer macht. Und vor allem natürlich die immer überdeutlichen Annäherungsversuche einer Verehrerin, die Adrian Mole mit seiner ihm eigenen Ignoranz einfach nicht wahrnimmt sind zum Lachen. Insgesamt hinterlässt das Buch jedoch einen recht traurigen Eindruck. Als der betrunkene Chef der Spelunke, in der er Teller wäscht alle außer ihm mit den Worten entlässt „Du darfst bleiben, du bist genau so ein Looser wie ich.“ hat das leider etwas treffendes.

Immerhin darf A. M. am Ende auf eine Schriftsteller-Reise nach Griechenland.

Adrian Mole – The Wilderness Years bei Amazon nur auf englisch.

Nov 03

Jetlag Travel Guide: „Molwanien“ und „Phaic Tan“

Letztes Jahr gelang den Autoren von „Molwanien“ ein großer Coup – sie erfanden das Genre der Fake-Reiseführer. Gemeint sind damit Reiseführer zu Ländern, die nicht existieren, die aber in Ihrer Darstellung alle Klischees für eine Region verwenden. So steht „Molwanien“ für ein unterentwickeltes osteuropäisches Land. Und das 2006 auf Deutsch erschienene „Phaic Tan“ wiederum karikiert Thailand und die umliegenden Nachbarstaaten.
Dabei sind die beiden Bücher absolut professionell aufgemacht. Es gibt Karten, Hotel- und Restaurantempfehlungen, Geschichtliches zu den Städten der Länder und natürlich auch etliche Hintergrundinformationen zum Land selbst. Besonders gelungen finde ich die vielen Bilder, die mit teilweise sehr witzigen Untertexten versehen wurden. Eine weitere Besonderheit sind mehrere „Sonderautoren“, die in unregelmäßigen Abständen in Infokästen im Buch Ihre speziellen Themen einbringen. So gibt es einen Luxusreisenden und einen Ursprünglichkeitsfanatiker, eine chronisch Vorsichtige und einen Schnäppchen-Spezialist. Urkomisch geschrieben und ein echter Brüller – vor allem, wenn man schon mal in einem der Länder war, die hier auf die Schippe genommen werden.
Leider ist der zweite Band nicht ganz so toll wie der erste. Die Grundidee ist ja die gleiche und zieht an sich nicht mehr als Kaufargument. Da ist es natürlich etwas schwierig, den Leser bei Laune zu halten. Was sicherlich eine nette Idee wäre, wäre ein Jetlag-Reiseführer über Deutschland. Vielleicht gibt es den ja bald…

Molwanien – Land des schadhaften Lächelns“ bei Amazon, gibt es mittlerweile auch als Hörbuch
Phaic Tan – Land des krampfhaften Lächelns“ bei Amazon

Okt 25

Sue Townsend: True Confessions of Adrian Mole

Im dritten Band wird die Altersspanne von 16-20 Jahren abgehandelt. Er erschien erstmals 1989 und ist nicht so durchgängig chronologisch aufgebaut wie die beiden ersten oder die nachfolgenden Bücher der Reihe. Es gibt weniger Einträge, die dafür länger sind. Erzählt wird von Adrians ersten Jobs, seinem Auszug von zu Hause, Fragen die er seinem amerikanischen Brieffreund beantwortet und seinem weiteren Liebesleben. Nicht zu vergessen, seine kurzzeitige starke Schwärmerei für Sarah Fergusson („Fergie„), der er kurz vor deren Hochzeit ein paar glühende Briefe schreibt.
Den wahren Schatz der Bücher habe ich jedoch anfangs unterschätzt: in einem zweiten Abschnitt schreibt Sue Townsend ein paar sehr nett zu lesende, witzige (Reise-)berichte und Essays. Etwa über einen Off-season Besuch auf Mallorca, eine Autorenreise nach Russland, über die Schwierigkeit für das Fernsehen zu schreiben und sein Skript nachher wiederzuerkennen und nicht zuletzt, warum sie England liebt. Zitat:

„I was asked to write why I like England in 700 words. Now, if I’d been asked to write why I don’t like England I’d have needed 1000, and I suspect it would have been easier to write“


und schliesslich er echte Kracher, der dritte Teil des Buches. Überschrieben mit „The secret Diary of Margaret Hilda Roberts Aged 14 3/4“. Wer mag das sein, der sich als absoluter Streber und Unmensch entpuppt. Ein kleiner Blick in Wikipedia und man wird schlauer – um noch mehr zu lachen.
Fazit: Klein, aber fein. Und ziemlich fies…

Link zum Buch auf Englisch bei Amazon.de

Leider habe ich nicht entdeckt, ob und ggfs. unter welchem Titel das Buch mal auf deutsch erschienen ist.

Okt 19

Sue Townsend: Das Intimleben des Adrian Mole, 13 3/4 Jahre

Zum ersten mal kam ich mit diesem Buch im Englisch-Unterricht in Kontakt und hielt schallend lachend ein Referat darüber. Adrian Mole ist ein von Selbstzweifeln geplagter hypochondrischer Teenager, der sich für etwas besonderes hält und daher immer wieder irrsinnige Anläufe unternimmt, um andere auf sich aufmerksam zu machen. Seine Eltern verursachen durch Liebschaften und ihren allgemein nicht gerade geradlinigen Lebenswandel jede Menge Chaos, was Adrian in seiner fixen Idee, er sei ein „Intellektueller“ bestärkt. Er ist verliebt in die reiche Klassenschönheit Pandorra Braithwaite und schafft es tatsächlich deren Herz zu gewinnen.
Urkomisch geschrieben und mit etlichen Fortsetzungsbänden weiter entwickelt handelt es sich hier um einen echten Klassiker aus den 80er Jahren. Dieses Buch konnte in dieser Form wohl nur in England geschrieben werden, auch wenn man die meisten Dinge auch in Deutschland nachvollziehen kann. Es war für mich interessant das Buch jetzt noch einmal zu lesen – vor allem, weil ich jetzt erst manche Witze verstehe 🙂
Bei „Das Intimleben des Adrian Mole, 13 3/4 Jahre“ handelt es sich de fakto um einen Sammelband der beiden Bücher „Das geheime Tagebuch des Adrian Mole 13 3/4 Jahre alt“ und „Die neuen Leiden des Adrian Mole. Des geheimen Tagebuchs zweiter Teil.„. Damit wird die Entwicklung von Adrian Mole bis zum Alter von 16 Jahren abgehandelt.

Der Originaltitel („The secret diary of Adrian Mole, aged 13 3/4„) erinnert dabei nicht zufällig an den englischen Originaltitel des Tagebuch eines frommen Chaoten von Adrian Plass („The sacred diary of Adrian Plass, aged 37 3/4„). Vielmehr nahm Plass diesen Klassiker der englischen Literatur als Vorlage für seine satirische Reihe und damit den Beginn seiner Karriere.

Okt 17

Moviekritik zu „Deutschland. Ein Sommermärchen“ online

Schon während der WM war ich neidisch auf Sönke Wortmann, der bei jedem Spiel mit auf der Ersatzbank saß und hautnah die Stimmung im Lager der deutschen Fußball Nationalmannschaft mitbekommen hat. Jetzt hat er das Material offensichtlich gesichtet und einen sehr guten Dokumentationsfilm daraus geschneidert. Es gab im Vorfeld ein wenig Ärger, da der Film schon sehr bald auf DVD erscheinen wird und viele Kinos mit Boykotten gedroht haben. Trotzdem läuft der Film jetzt und ich kann ihn nur weiterempfehlen. Der Film fängt die Stimmung in Deutschland im Sommer 2006 richtig gut ein und erweitert den Blickwinkel um den der Spieler.
Mehr dazu bei www.moviekritik.de.

Okt 12

Titus Müller: „Die Siedler von Vulgata“

Der durch diverse historische Romane aufgefallene junge (!) deutsche Autor Titus Müller hat mit „Die Siedler von Vulgata“ einen Science-Fiction Roman vorgelegt. Der wurde auch noch sofort mit dem C.S. Lewis-Preis ausgezeichnet. Der verstorbene Oxforder C.S. Lewis ist neben den Narnia-Romanen auch durch seine Perleandra-Triologie bekannt geworden, die von – damals revolutionären – Reisen zu fremden Planeten und philosophischen Problemstellungen handeln.
In die Siedler von Vulgata – der erste Teil des Buches wurde übrigens zuerst als PR 2319 im Rahmen der Serie “Perry Rhodan” veröffentlicht – handelt vom Volk der Terraner, die auf Vanderbeyten (einem erdähnlichen Planeten) in einem von einem Patriarchen regierten Volksverbund leben. Einst Flüchtlinge einer hochentwickelten Zivilisation wurde aus Gründen der Neutralität auf jegliche Technologie verzichtet. Die Religion besteht aus über 500 Geboten, die für alle verpflichtend sind. Als Außerirdische Vanderbeyten einen Besuch abstatten und der 15jährige Arrick deren Gespräch mit dem Patriarchen belauscht, kommt es zur Spaltung unter den Terranern. Die Situation verkompliziert sich einige Jahre später, nachdem ein weiteres Raumschiff mit abstossend aussehenden Vertretern einer weiteren Rasse – den Galchinen – landet. Diese bitten um Asyl, hüten aber ein Geheimnis. Arrick hat beim Patriarchen jedoch eine „Interkosmo-Ausgabe der Heiligen Schrift“ gefunden und fühlt sich durch die göttlichen Gebote gedrängt, den Galchinen zu vertrauen.
Das Buch ist spannend geschrieben, ohne zu sehr auf das Tempo zu drücken. Es gibt viele gute und originelle Ideen (z. B. die Schakrakeie – eine papageiähnliche Tierart und die mörderischen Spinnen, die die weitere Eroberung der Insel für die Siedler erschweren).
Was das Buch besonders macht ist unter anderem, dass es eine Vielzahl biblischer Bezüge im Buch zu entdecken gibt. Neben direkten Zitaten wird vor allem die Frage thematisiert, wie weit Feindesliebe gehen soll und Pathos und Handlungsweise des jungen Arrick erinnert stellenweise sehr stark an die biblischen Erzählungen über Propheten und Urväter. So wird das Buch zu mehr als nur zu guter Unterhaltung – und das allein wäre schon einen Blick wert gewesen. Insofern ein absolut würdiger Gewinner des C.S. Lewis-Preises, der ebenso ewige Wahrheiten mit interessant erzählen Geschichten zu verbinden wusste.
Leider kommt das Ende der Geschichte etwas plötzlich und man hätte dem Buch noch deutlich mehr Seiten gewünscht. Die hätten unter anderem dafür genutzt werden können, um der Beziehung zwischen Arrick und Murielle noch etwas mehr Tiefgang zu verpassen.

Okt 09

Wetter 2.0

Es gibt eine neue Version der Seite www.wetter-bestell-dienst.de mit folgenden neuen Features:

  • Neues Design, das in noch mehr Browsern laufen sollte – danke an Gerhard
  • Komplett umschaltbar zwischen deutsch und englisch auf jeder Seite
  • Einbinden von Google Maps für die Anzeige der Bestellungen!
  • Man kann jetzt zu seinen Bestellungen Bemerkungen eingeben

Hab mir schon Weihnachtswetter für Nürnberg gesichert 🙂

Okt 05

Wetter im Internet bestellen

Unter der URL www.wetter-bestell-dienst.de wurde gestern nacht ein Bestell-Service für Wetter an bestimmten Tagen und bestimmten Orten gestartet. Was zunächst wie ein Scherz klingt, wirkt erstaunlich seriös. Man kann sehr genau für einen beliebigen zukünftigen Tag innerhalb der nächsten 2 Jahre sein Wunschwetter zusammenklicken und sich auf Wunsch auch eine Mailbestätigung zuschicken lassen.
Habe gleich mal für unseren Betriebsausflug gutes Wetter bestellt. Der ist die nächsten Jahre leider meistens regnerisch verlaufen. Zumindest schaden kann es nix 🙂

Okt 02

Adrian Plass: Darky Green

Das neueste Buch meines Lieblingsautors fällt in mehrfacher Hinsicht aus der Reihe. Zum einen wird das gewohnte Umfeld eines christlichen Gemeinde-Kontextes erstmals verlassen. Zum anderen enthält es ungefähr so viele Schimpfworte und detaillierte Schilderungen grausamer Foltermethoden wie Pulp Fiction und zum dritten kommt stellenweise so etwas wie Spannung auf.

Der Inhalt:
Darky Green ist ein bemittleidenswerter, vom Schicksal mit einem abstossenden Äusseren versehen und aufgrund diverser Versäumnisse in seiner Kindheit komplexbeladener Mensch, der durch Zufall an viel Geld gerät und fortan eine Schlägertruppe unterhält. Als er sich durch Zufall für eine junge Frau interessiert und sich dieser ungeschickt nähert, geraten sie und ihre Freunde in die Schusslinie der Gang. Aus Mangel an Alternativen kidnappen die vier Freunde Darky und versuchen ihn durch Literaturstunden und Gespräche seine menschlichen Gefühle bewusst zu machen.

Meine Meinung:
Irgendwie bin ich mit diesem Buch nicht wirklich warm geworden. Die ansatzweise vorhandene Spannung wird stets durch seitenlange Abschweifungen vernichtet. Die Handlung klingt teilweise wie aus einem schlechten Sozialpädagogen-Traumbuch und wirkt auch ungefähr so realistisch. Manche dieser Exkurse – die Plass-Lesern vom Stil her bekannt sein sollten – sind auch für sich genommen echte Perlen und sprechen teilweise sehr wichtige Dinge auf eine interessante Weise an. Aber innerhalb des Buches passen Sie einfach nicht zum Gesamtstil. Auch das Ende ist irgendwie nicht wirklich befriedigend. Hätte mir mehr erwartet…

Link zu einer Leseprobe bei www.adrianplass.de.
Link zum Bestellen des Buches bei Amazon.